Russland: Ein Jahr nach der „Schwulen-Säuberung“ in Tschetschenien gibt es immer noch keine Gerechtigkeit für die Opfer.

Die russischen Behörden haben es verabsäumt, wirksame Massnahmen gegen die gewalttätige Verfolgung schwuler Männer in Tschetschenien zu ergreifen, sagt Amnesty International ein Jahr nach der Aufdeckung einer Reihe von homophoben Verbrechen in der Südrepublik.

Ein Bericht der Zeitung Nowaja Gazeta enthüllte eine erschreckende „Schwulen-Säuberung“ in Tschetschenien, bei der Dutzende Männer entführt, gefoltert und getötet wurden. Bis heute wurde jedoch niemand für diese Verbrechen zur Rechenschaft gezogen.

„Vor einem Jahr wurde diese schockierende Nachricht aus Tschetschenien von der russischen Regierung ins Lächerliche gezogen und nicht ernst genommen. Seit da sehen wir eine schockierendes Beispiel von Verleugnung, der Vertuschung und Untätigkeit der Behörden, die sich wiederholt geweigert haben, eine offizielle Untersuchung dieser abscheulichen Verbrechen einzuleiten. Glaubwürdige Beweise der Novaya Gazeta und anderer wurden einfach ignoriert „, sagte Denis Krivosheev, stellvertretender Direktor bei Amnesty International, zuständig für Osteuropa und Zentralasien. Die Opfer solcher Verbrechen müssen sich in der Regel auf Menschenrechtsorganisationen in Russlands verlassen um Unterstützung und Sicherheit zu bekommen, da sie von den Behörden meist ignoriert werden.

Die unermüdliche Arbeit von Menschenrechts-Aktivisten, unter anderem aus dem russischen LGBT-Netzwerk, hat dazu beigetragen, dass 116 Menschen aus Tschetschenien sicher umgesiedelt werden konnten, 98 davon haben Russland verlassen.

Igor Kochetkov, Gründer und Vorstandsmitglied des russischen LGBT-Netzwerks, sagte: „Im vergangenen Jahr haben das russische LGBT-Netzwerk und die Nowaja Gazeta die Arbeit übernommen, die der Staat leisten sollte. Wir haben uns für die Sicherheit der Opfer eingesetzt und ihre Zeugenberichte gesammelt und veröffentlicht. Aber eine Sache, die wir nicht tun können, ist eine Untersuchung einzuleiten, um eine strafrechtliche Verfolgung der Täter sicherzustellen. Die russischen Behörden wollen das anscheinend nicht tun.“

Amnesty International fordert die russischen Behörden erneut auf, die Berichte über Entführungen, geheime Inhaftierungen, Folterungen und Tötungen von Männern, die in der tschetschenischen Republik als schwul gelten, umgehend und wirksam zu untersuchen. Es müssen unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden, um die Sicherheit von LGBTI-Personen in der Region und anderswo in Russland zu gewährleisten.

AI-Mitteilung vom 4. April 2018; Übersetzung aus dem Englischen: Martin Schoch