NACH VIELEN SCHLECHTEN NACHRICHTEN AUS DER MUSLIMISCHEN WELT, FOKUSSIERT QUEERAMNESTY DIESES JAHR AUF DAS THEMA ISLAM UND HOMOSEXUALITÄT. WIR HABEN UNS DESHALB MIT SERENA TOLINO UNTERHALTEN, JUNIORPROFESSORIN FÜR ISLAMWISSENSCHAFT AN DER UNIVERSITÄT HAMBURG, DIE EINE DOKTORARBEIT ÜBER DEN UMGANG MIT HOMOSEXUALITÄT IM ISLAMISCHEN RECHT VERFASST HAT.

2017 WAR EIN SCHWIERIGES JAHR FÜR SCHWULE IN DER ISLAMISCHEN WELT. ES GAB MEDIENBERICHTE VON FESTNAHMEN ODER GAR FOLTER IN TSCHETSCHENIEN, ASERBAIDSCHAN, ÄGYPTEN, INDONESIEN, KUWAIT. VERSCHLECHTERT SICH DIE SITUATION FÜR LGBTI* TATSÄCHLICH SO DRASTISCH ODER ERHALTEN WIR NUR MEHR INFORMATIONEN ALS BISHER?

Beides, denke ich. Einerseits werden LGBTI* in der muslimischen Welt vermehrt sichtbar und fordern Anerkennung, was zu einem Backlash und starken Reaktionen der konservativen Kräfte in diesen Ländern führt. Andererseits werden wir über diese Themen tatsächlich besser informiert als früher. Allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass dabei auch ein klares politisches Interesse hineinspielt, die islamische Welt als rückständig zu präsentieren und als «das andere» im Vergleich zu uns. Was nichts wirklich Neues ist, eine typische Form von «Orientalismus», wie der Literaturtheoretiker Edward Said das nennt. Schon früher wurden Frauenrechte instrumentalisiert, um die Überlegenheit der westlichen Kultur zu behaupten – um Menschenrechte ging es dabei kaum. Wir müssen also auch in diesem Fall aufpassen, uns nicht instrumentalisieren zu lassen.

DENNOCH: IN DEN LETZTEN JAHREN GAB ES WELTWEIT GROSSE FORTSCHRITTE FÜR LGBTI*-MENSCHEN – AUSSER IN DER MUSLIMISCHEN WELT. WESHALB?

Mit dieser Einschätzung bin ich nicht einverstanden. Natürlich gibt es dort viele Probleme für LGBTI*, aber einfach zwischen dem islamischen Raum auf der einen und dem Rest der Welt auf der anderen Seite zu unterscheiden, ist eine unzulässige Vereinfachung. Russland ist nicht Teil der muslimischen Welt, und auch dort ist die Situation für LGBTI* alles andere als ideal.

DANN GAB ES FORTSCHRITTE FÜR LGBTI* IN ISLAMISCHEN LÄNDERN?

Natürlich, aber die Medien fokussieren darauf nicht, weil Vereinfachungen es leichter machen, die Geschichte vom angeblich fortschrittlichen Westen und der angeblich rückständigen islamischen Welt zu erzählen. Im Libanon etwa, wo 2004 mit «Helem» die erste LGBTI*-Organisation der arabischen Welt gegründet wurde, gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Gruppen, die für queere Rechte kämpfen. Und obwohl es auch im Libanon einen Gesetzesartikel gibt, der «Sex gegen die Natur» kriminalisiert, haben diverse Gerichte den Artikel so ausgelegt, dass er Homosexualität nicht miteinschliesst. Es gibt also durchaus Fortschritte.

DIE AKZEPTANZ VON LGBTI* IST IN RELIGIÖSEN KREISEN GENERELL TIEFER ALS IM REST DER BEVÖLKERUNG. UND DIE MUSLIMISCHE WELT IST NOCH IMMER BESONDERS RELIGIÖS. IST DAS EIN HAUPTGRUND, WESHALB DORT DAS LEBEN FÜR LGBTI* SO SCHWIERIG IST ODER SEHEN SIE NOCH ANDERE FAKTOREN?

Generell ist es wenig erhellend, pauschal von einer «muslimischen Welt» zu sprechen. Wer genau ist denn damit gemeint? Auch in europäischen Ländern leben viele Muslim_innen, ist Europa also Teil der «muslimischen Welt»? Und selbst wenn man nur auf jene Länder fokussiert, in der die Mehrheit muslimisch ist, gibt es gewaltige Unterschiede zwischen Nationen wie Indonesien und Saudi Arabien – überall wird die Religion ganz anders gelebt, und auch dort gibt es Christen und gar Atheisten. Das alles in einen Topf zu werfen, ist genauso unsinnig, wie wenn wir die Situation von LGBTI* in Skandinavien und in den post-sowjetischen Staaten Osteuropas gemeinsam betrachten würden, nur weil beide zu Europa gehören. Wir müssen unbedingt differenzieren. Deshalb glaube ich auch nicht, dass die in vielen Ländern der muslimischen Welt wichtige Religiosität dereinzige Grund ist, dass es so wenig Fortschritte für LGBTI* gibt. Religion ist ein Faktor, aber es gibt noch andere.

ZUM BEISPIEL?

Die noch immer sehr patriarchalen Vorstellungen über Geschlechter und sexuelle Beziehungen, die mangelnde Demokratisierung und zu wenige Ressourcen, um in das Bewusstsein über politische und zivile Rechte zu investieren. Ausserdem finden zu selten Generationenwechsel in der politischen und juristischen Elite statt. Jüngere Leute in Regierungen und an Gerichten hätten wohl mehr Verständnis für diese Themen.

WIRD DIE RELIGION VON POLITISCHEN FÜHRERN MANCHMAL AUCH NUR VORGESCHOBEN, UM IHRE INTERESSEN ZU VERFOLGEN? SICH ETWA ZU DISTANZIEREN VON DEN «SÜNDIGEN WESTLICHEN WERTEN»? 

Ich kenne die Situation nicht in allen Ländern gleich gut, aber in Ägypten zum Beispiel ist das ganz klar ein Faktor. Der ägyptische Menschenrechtsaktivist Hossam Bahgat sagte schon 2001, dass Religion dort instrumentalisiert werde, um die Öffentlichkeit von der Wirtschaftskrise abzulenken, die das Land seit Jahren im Griff hat. Hinzu kommt, dass «Moral»-Kampagnen dazu dienen, dem Volk zu versichern, dass der Islam dem Regime weiterhin wichtig ist, speziell nach dem Abgang von Präsident Mursi und der Muslimbruderschaft 2013. Natürlich spielt auch der breit akzeptierte Konsens eine wichtige Rolle, wonach Homosexualität eine Perversion und eine Sünde gegenüber dem Islam ist.

DAS WAR ALLERDINGS NICHT IMMER SO. OFFENBAR WAREN ISLAMISCHE HERRSCHER UND GESELLSCHAFTEN ÜBER JAHRHUNDERTE ZIEMLICH TOLERANT GEGENÜBER HOMOSEXUALITÄT, DEUTLICH MEHR ALS DIE CHRISTLICHE WELT. SO ENTSTAND ETWA ZWISCHEN 850 UND 1850 AUCH VIEL HOMOEROTISCHE LITERATUR. 

Der Islamwissenschaftler Thomas Bauer nennt dies die «Kultur der Ambiguität» und hat darüber ein ganzes Buch geschrieben («Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islams»). Laut Bauer gab es im prämodernen Islam nicht einfach eine einzige Norm, sondern verschiedene, die friedlich nebeneinander koexistierten und innerhalb der Gesellschaft toleriert wurden. Auch zur Homoerotik gab es verschiedene Diskurse. Während homoerotische Praktiken aus rechtlicher Perspektive klar verboten waren, wurden sie in Literatur und Poesie vielfältig thematisiert. Das scheint ein Widerspruch zu sein, aber Literatur war eine Kategorie und Recht eine andere, und beide hatten ihre eigenen Regeln und Normen.

ÄUSSERT SICH DER KORAN IN IRGENDEINER FORM ZU HOMOSEXUALITÄT?

Überhaupt nicht. Wobei das noch nichts heisst, denn Homosexualität ist ein modernes Konzept. Doch der Koran erwähnt nicht mal homoerotische Praktiken explizit. Was allerdings muslimische Juristen nicht daran hindert zu behaupten, das Verbot homosexueller Akte stamme aus dem Koran. Dabei berufen sie sich vor allem auf die Geschichte des Propheten Lot, den es auch in der jüdisch-christlichen Tradition gibt. Die Geschichte im Koran ist ähnlich wie in der Bibel, aber nicht identisch: Gott schickte Lot zu seinem Volk, um es davor zu warnen, unerlaubte Taten zu vollbringen, darunter auch homosexuelle Praktiken – aber sie gehorchten ihm nicht, worauf Gottes Zorn sie traf. Wissenschaftler kamen jedoch zum Schluss, dass es bei der Aufnahme dieser Geschichte in den Koran nicht darum ging, Homosexualität zu kriminalisieren. Vielmehr wollte man die Bevölkerung warnen, dass jene, die dem Propheten nicht gehorchen, von Gott bestraft werden. Es ging darum, den neuen religiösen Gemeinschaften klarzumachen, dass sie dem Prophet Mohammed folgen sollten. Zudem verhielt Lots Volk sich auch anderweitig unangemessen, zum Beispiel behandelte man Reisende aggressiv, was als viel ernsteres Vergehen angesehen wurde als homosexuelle Praktiken. Der heutige Diskurs neigt jedoch dazu, auf die Homosexualität zu fokussieren, wie wenn das laut Koran der einzige Grund gewesen wäre, weshalb Lots Volk vernichtet wurde.

OFFENBAR GIBT ES IM KORAN SOGAR HINWEISE AUF SCHÖNE JUNGS, DIE IM PARADIES AUF DIE GLÄUBIGEN WARTEN?

Das ist tatsächlich so. Sie werden zum Beispiel erwähnt in den Suren LVI, 11-24; LII, 2 und LXXVI, 19. Der ägyptische Wissenschaftler Muhammad Jalal Kishk vermutet, dass sie eine Belohnung für jene Muslime sein sollen, die während ihres Lebens auf homoerotische Praktiken verzichtet haben.

VIELE DER HEUTIGEN HOMOPHOBEN GESETZE IN ISLAMISCHEN LÄNDERN GEHEN AUF DIE EUROPÄISCHE KOLONIALZEIT ZURÜCK. KANN MAN SAGEN, DASS DIE AKTUELLE INTOLERANZ ALSO LETZTLICH IHRE WURZELN IN DEN CHRISTLICHEN ANSICHTEN HAT, DIE DIESEN NATIONEN DAMALS QUASI ÜBERGESTÜLPT WURDEN?

Gewisse koloniale Gesetze sind sicherlich ein Teil des Problems, speziell in jenen Ländern, die dem britischen Gesetz unterstanden. Aber wir können nicht einfach den Christen die Schuld geben für das, was die britischen und französischen Kolonialregierungen getan haben. Zudem werden LGBTI* auch in Ländern kriminalisiert, die das Islamische Gesetz anwenden wie Saudi Arabien oder Iran.

WIE ALSO KOMMEN WIR VON DER «KULTUR DER AMBIGUITÄT» ZU JENER DER HEUTIGEN ISLAMISCHEN HARDLINER? DIESE BERUFEN SICH BEI IHRER HOMOPHOBIE AUF DIE TRADITION, WAS JA OFFENSICHTLICH NICHT DER REALITÄT ENTSPRICHT.

Religion dient verschiedenen Zwecken und ist letztlich eine Frage der persönlichen Interpretation. Es gibt nichts spezifisch «Islamisches» an der Homophobie, auf der anderen Seite ist der Islam auch nicht speziell LGBTI*-freundlich. Das klassische islamische Gesetz hat homoerotische Praktiken immer strikt verboten, andere Bereiche in der muslimischen Welt waren toleranter. Letztlich jedoch kann jeder und jede im Islam, wie in jeder Religion, das finden, was er oder sie möchte. Am Ende zählt nicht so sehr der Geist einer Religion, sondern wie dieser interpretiert wird – und das ist von Mensch zu Mensch verschieden.

IST ES AUCH DAS KONZEPT DER SEXUELLEN ORIENTIERUNG, DAS DIESE PROBLEME MITVERURSACHT? ZÄRTLICHKEITEN UND SEX ZWISCHEN MÄNNERN ODER FRAUEN WÄREN TOLERABEL, ABER SICH ALS LGBTI* ZU BEZEICHNEN UND JEDE SEXUELLE ORIENTIERUNG ALS GLEICHWERTIG ZUR HETEROSEXUELLEN NORM ZU ERKLÄREN, GEHT DANN EINFACH ZU WEIT?

Das spielt ganz sicher eine Rolle. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier von zutiefst patriarchalen Gesellschaften sprechen – jeder Versuch, die Normen herauszufordern oder anzuzweifeln, löst heftige Opposition aus. Das gilt genauso für Frauenrechte und Rechte zur selbstbestimmten Fortpflanzung.

ES WAR JA VOR ALLEM DER FURCHTBARE UMGANG MIT SCHWULEN IN DEN SCHLAGZEILEN. WIE ERGEHT ES LESBEN, BISEXUELLEN, TRANS* UND INTER*?

Das lässt sich nur schwer generalisieren. Betrachtet man die Situation rein aus rechtlicher Perspektive, so ist sie für alle gleichermassen schwierig. In der sozialen Realität hingegen gibt es schon einen gewissen Spielraum. Lesben werden ausserdem in vielen Ländern nicht explizit kriminalisiert, in anderen wie im Iran oder in Oman allerdings schon. Doch auch wenn es keine speziellen Gesetze gegen LGBTI* gibt (wie in Jordanien, Bahrain, Irak, Türkei, Zypern oder Israel), heisst das nicht, dass ihre Rechte dort geschützt werden oder Antidiskriminierungs-Gesetze existieren.

Die Lage für Inter* ist zumindest in der Theorie gar nicht so schlecht. Sie werden von modernen muslimischen Juristen mit den vormodernen «Hermaphroditen» verglichen, die schon seit Jahrhunderten in der islamischen Gesetzgebung berücksichtigt sind. Entsprechende Operationen für Inter* sind in einigen muslimischen Ländern erlaubt, inklusive Dokumente, welche die Geschlechtsanpassung offiziell machen. Iran führt solche Operationen für Inter* und Trans* gar weltweit am zweithäufigsten aus. In Ägypten hingegen ist die Lage komplizierter, es braucht die Genehmigung eines speziellen Komitees, das seit Monaten blockiert ist, weil die al-Azhar-Moschee dort zwingend teilnehmen müsste, dies jedoch seit einiger Zeit nicht mehr tut.

Für Trans* ist die Situation schwieriger, weil viele muslimische Juristen sie als Menschen sehen, die ihr Geschlecht wechseln möchten – ein Wunsch also, keine Notwendigkeit. Da sie dies als Eingriff in Gottes Plan sehen, verweigern dies die meisten, ausser eben im Iran, wo man Trans* als eine Form von psychologischem Hermaphroditentum sieht.

MIT DEN IMMIGRANT_INNEN AUS ISLAMISCHEN LÄNDERN WANDERT ZU EINEM GEWISSEN GRAD AUCH DEREN POTENZIELLE HOMOPHOBIE EIN. WAS KÖNNEN WIR TUN, UM DIE EINSTELLUNG VON EINWANDERERN GEGENÜBER LGBTI* ZU ENTSPANNEN? 

Diese Themen offen diskutieren. Meist kümmern wir uns nur darum, dass sie die Sprache lernen. Genauso wichtig wäre es, ihnen bewusst zu machen, in welche Art von Kultur sie eingewandert sind. Nur durch gegenseitiges Wissen kann Misstrauen und Gleichgültigkeit abgebaut werden. Die Kinder dieser Einwanderer hingegen sollten diese Werte und Informationen durch unser Schulsystem vermittelt bekommen.

WAS BRAUCHT ES, DAMIT EIN POSITIVER WANDEL FÜR LGBTI* IN DER MUSLIMISCHEN WELT MÖGLICH WIRD?

Weniger autoritäre und patriarchale Strukturen in diesen Staaten wären sicherlich hilfreich. Mehr Demokratie und Offenheit in den Entscheidungsprozessen wären ein guter Start auf diesem Weg.

IM WESTEN HAT DIESER WEG LANGE GEDAUERT, IN ISLAMISCHEN LÄNDERN DÜRFTE DAS NICHT ANDERS SEIN.

Das ist so. Generell benötigt sozialer Wandel Zeit, gerade wenn es um sexuelle Normen und Geschlechterbeziehungen geht. LGBTI*-Rechte in der muslimischen Welt sind da keine Ausnahme.

SEHEN SIE ENTWICKLUNGEN, DIE IHNEN HOFFNUNG GEBEN AUF EINE ENTWICKLUNG IN DIE RICHTIGE RICHTUNG?

Ja. Als 2001 in Kairo 52 Männer in einem schwimmenden Nachtclub namens Queen Boat verhaftet wurden, stand die öffentliche Meinung klar auf Seiten der Polizei und der Anklage. Das war nicht mehr so einhellig der Fall, als 2016 bei einer Polizeirazzia in einem öffentlichen Bad 25 Männer verhaftet worden sind, gefilmt durch einen Privatsender. Deutlich mehr Menschen äusserten öffentlich ihre Unterstützung für die Verhafteten. Auch im Libanon gibt es Hoffnungsschimmer: Die Gay Pride, die im Mai 2017 stattfand, zeigt, dass LGBTI*-Menschen immer sichtbarer werden. Im jordanischen Amman begeht die queere Gemeinschaft seit 2014 den Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie, und es gibt mittlerweile eine Reihe von gay-friendly Lokalen. Bereits seit 2007 wird in Jordanien das LGBTI*-Magazin «My.Kaly» publiziert, benannt nach dem offen schwulen jordanischen Model Khaled. Die Dinge sind also durchaus in Bewegung. Wenn wir lokalen Aktivist_innen Raum und Unterstützung geben, wird das auch so weiter gehen.

WAS KANN EINE ORGANISATION WIE QUEERAMNESTY TUN, UM DIE SITUATION POSITIV ZU BEEINFLUSSEN?

Es besteht immer das Risiko, den Eindruck zu hinterlassen, eine politische und «westliche» Agenda zu verfolgen. Will man das vermeiden, kann man nur eins tun: Mit den lokalen Aktivist_innen sprechen, sie fragen, was ihre Bedürfnisse sind und mit welchen Strategien man am besten helfen kann.

WESHALB INTERESSIEREN SIE SICH IN IHRER FORSCHUNG FÜR DIESES THEMA?

Einerseits interessiere ich mich sehr für das Recht, auch durch den Einfluss meines Professors für Islamisches Recht, der leider letzten Sommer verstorben ist. Andererseits war ich selbst für einige Zeit bei Amnesty International aktiv und damals auch beim ägyptischen Fall um das Queen Boat involviert. So stiess ich auf das Thema und sah darin eine gute Möglichkeit, mein Interesse für das Rechtssystem in islamischen Ländern mit meinem Interesse als Aktivistin für die Gleichberechtigung der Geschlechter und LGBTI*-Rechte zu kombinieren.

WAS HAT SIE BEI IHREN STUDIEN ZU DIESEN THEMEN AM MEISTEN ÜBERRASCHT? 

Wie komplex und vielfältig die Lage in den verschiedenen Ländern ist. Und dass der historische Kontext absolut entscheidend ist, um die Entwicklung der rechtlichen Situation zu verstehen.

Die Italienerin Serena Tolino (34) ist seit 2016 Juniorprofessorin für Islamwissenschaft an der Universität Hamburg. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder (9 und 4) und lebt in Hamburg.