Queeramnesty kann dieses Jahr ein rundes Jubiläum feiern: 1997 hat Amnesty International erstmals eine deutsche Amnesty-Arbeitsgruppe offiziell anerkannt, die sich für LGBTIMenschenrechte engagierte. Zwar hatte sich AI schon seit 1979 mit dem Thema befasst, aber meistens nur am Rande. 1990 wurde in London eine erste Gruppe mit diesem Fokus gegründet, 1995 dann jene in Deutschland.

Ebenfalls 1997 entstand in Bern eine Gruppe, die sich darum bemühte, spezifisch lesbisch-schwule Themen bei der Schweizer Sektion von Amnesty International einzubringen – und dabei durchaus auf Wohlwollen stiess. Wir berichten in dieser Ausgabe von den Anfängen Queeramnestys in der Schweiz und was sich in den 20 Jahren danach alles so getan hat.

Ausserdem haben wir mit dem Berliner Queer-Theoretiker Volker Woltersdorff über die politische Instrumentalisierung der Queer-Community gesprochen – etwa, wenn die rechtspopulistische Partei Alternative für Deutschland (AfD) auf einem Wahlplakat mit einem Schwulenpaar gegen Muslim_innen hetzt. Er erklärt auch, weshalb es Homosexuelle gibt, die Parteien wie die SVP, die US-Republikaner oder den französischen Front National unterstützen, obwohl deren Programme LGBTI-unfreundlich oder gar -feindlich sind.

In einem Gastbeitrag beschäftigt sich Barbara Guth mit schwulem Sexismus gegenüber Lesben. Schwule sind heute in den Medien relativ gut sichtbar, Lesben hingegen deutlich weniger – und dies auch, weil selbst Schwule dazu neigen, Lesben-Themen für weniger relevant zu halten. So beklagte sich letztes Jahr etwa die Lesbenorganisation LOS bei einigen Medien und Schwulenorganisationen, dass ihre Anliegen bei der Öffentlichkeitsarbeit regelmässig zu kurz kommen, was zu einer lebhaften Diskussion in der Community führte. Es ist wichtig, dass wir alle uns der Mechanismen hinter diesem Verhalten bewusst werden und Gegensteuer geben.