Schweiz weist Iraner aus: Amtlich verordnet: Ab ins Todesrisiko

Henker im Iran. Es werden immer wieder Schwule hingerichtet. Foto © AP/Vahid Salemi.
Ein Homosexueller soll wegen eines Drogenvergehens ausgeschafft werden. Im Iran droht ihm die Todesstrafe. Sein Anwalt kann den Entscheid nicht nachvollziehen.

Pinkcross protestiert scharf.

20-Minuten: Schickt die Schweiz Iraner in den Tod?
– Amnesty International ist mit dem Entscheid des Gerichts nicht einverstanden
. (17.2.2011)

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Stellungnahme Pinkcross

< ! -----------------------------------------------------------------------------------> TOPStellungnahme PinkcrossPress Release Amnesty International (Englisch)

Amtlich verordnet: Ab ins Todesrisiko Stellungnahme von Pinkcross (17.2.2011)

2005 wurden im Iran zwei schwule Teenager hingerichtet. Auch in den Jahren danach berichteten Schwule aus dem Iran von Folterungen und Misshandlungen. Und das oberste britische Gericht entscheidet, dass die Ausweisung eines Schwulen nach Iran nicht zumutbar sei. Nur ein Gericht „weiss“ es besser: Dem Mann drohe im Iran keine menschenrechtswidrige Behandlung entscheidet es. Das Gericht, das alles besser weiss ist das Bundesverwaltungsgericht.

Der Iraner, der heute 35 Jahre alt ist, kam im Jahr 2000 in die Schweiz, beantragte zweimal erfolglos Asyl und lebt seit 2008 in einer registrierten Partnerschaft mit seinem Freund zusammen. Allerdings, ein Unschuldslamm ist der Mann auch nicht. Das Berner Obergericht verurteilte ihn zu zwei Jahren bedingt wegen Heroinhandels. Deshalb sollte der Mann in den Iran abgeschoben werden. Dies sei rechtens, urteilte nun das Bundesverwaltungsgericht.

Zwar werde Homosexualität im Iran mit dem Tod bedroht, gibt auch das Gericht zu. Aber wenn man diskret lebe, gäbe es kein Risiko. Genau dieses Versteckenmüssen der sexuellen Identität sei aber menschenrechtswidrig, hatte demgegenüber das oberste britische Gericht befunden und deshalb einen Iraner nicht in seine alte Heimat zurückgeschickt. Das Bundesverwaltungsgericht sah das anders und übernahm damit eine Verantwortung, die es eigentlich nicht tragen kann: Wird der Mann tatsächlich in den Iran ausgeschafft und dort misshandelt oder gar umgebracht, wie will das Gericht für seinen Fehlentscheid gerade stehen. Der Umstand, dass die Medien zur Zeit breit über den Fall berichten, verschärfen das Risiko für den Mann zusätzlich. Er kann nun nicht mehr, wie er das auch schon machte, unerkannt in den Iran einreisen um seine Verwandten zu besuchen. Abgesehen davon warnt das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in seinen Reisehinweisen ausdrücklich vor Einreisen in den Iran bei gleichgeschlechtlichen Beziehungen.

Zudem ist der Iraner in der Schweiz wegen Drogenhandels rechtskräftig verurteilt worden. Damit ist für die Justiz der Fall in der Schweiz erledigt. Wie das die iranische Justiz sieht, wissen wir nicht. Tatsache ist aber, dass Drogenhandel im Iran mit dem Tode bestraft werden kann.

Uwe Splittdorf, Tel: 079 690 58 97

Quelle: Pinkcross protestiert scharf.

TOPStellungnahme PinkcrossPress Release Amnesty International (Englisch)

Concern about Iranian man, who might be forcibly returned (14.2.2011)

Amnesty International expresses its concern that an unnamed Iranian man, convicted of a drug trafficking offence, and who is in a recognised homosexual partnership with a Swiss man, may be forcibly returned to Iran. His identity, to date, has remained confidential.

While not known to have been used, universal provisions in Iran’s Penal Code open the way for ‚double jeopardy‘ prosecutions. If found guilty of trafficking 70 grams of heroin, article 8 of Iran’s Anti Narcotics Law provides for the death penalty.

While homosexuality is not illegal in Iran, homosexual acts are severely punished, including by death. The judgement reportedly states that the individual was able to travel to Iran with the individual with whom he is in a Swiss recognised partnership.

Nevertheless, it is not acceptable for court to state that if he conceals his homosexuality he will not have any problems.

In keeping with UNHCR guidelines on assessing cases of sexual orientation, AI believes that a person cannot be expected or required by the State [Switzerland] to change or conceal his or her identity in order to avoid persecution. Indeed, persecution does not cease to be persecution because those persecuted can eliminate the harm by taking avoiding action. Therefore, being compelled to forsake or conceal one’s sexual orientation and gender identity, where this is instigated or condoned by the State, may itself amount to persecution.

While this individual’s name has reportedly been kept out of the press and he may be able both to travel or be forcibly returned to Iran on account of having a valid travel document, Swiss authorities must give the applicant the benefit of the doubt in all cases, not least where the stakes are life and death.

vgl auch: Swiss deportation referendum success puts human rights at risk.