Die Stigmatisierung von queeren Menschen in Kenia ist tief verwurzelt. Trotz einer aussichtslosen Situation von queeren Menschen in Kenia kämpfen Aktivist*innen weiter. Allerdings sorgen neueste Geschehnisse in Kenia für Erschütterung in der LGBTI*–Community. Trotzdem gibt es Grund zur Hoffnung, denn einer LGBTI*–Organisation gelang ein juristischer Erfolg.
Im multiethnischen Staat Kenia leben etwa 48 Millionen Menschen, von denen rund 85% zum Christentum und 10% zum Islam angehören. Christen und 10% als Muslime bezeichnen. Das ostafrikanische Land erlangte im Jahr 1963 die Unabhängigkeit von Grossbritannien. Queere Menschen erleben in Kenia starke Stigmatisierung und Diskriminierung. Homosexualität ist illegal und wird mit bis zu 14 Jahren Haft bestraft. Auch trans Menschen sind von Diskriminierung betroffen und haben keine rechtliche Anerkennung. Diskriminierung und Gewalt gehören für queere Menschen zum Alltag. Sie werden oft von der Gesellschaft ausgegrenzt, was zu psychischer Belastung und sozialer Isolation führt. Auch physische Gewalt und Übergriffe sind keine Seltenheit. Queere Menschen haben es schwerer, Arbeit zu finden und sind öfter von Armut betroffen. Auch der Zugang zur Gesundheitsversorgung kann für queere Menschen eingeschränkt sein. Deshalb sehen sich viele Queers gezwungen, ihre sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität zu verbergen.
Es ist für Menschenrechtsorganisationen, die sich für LGBTI*-Rechte einsetzen, sehr schwer, in Kenia zu arbeiten, da sie von der Regierung verboten werden. In den Medien werden queere Menschen auch stigmatisiert, indem sie als „unmoralisch“ und „sündhaft“ dargestellt werden. Nichtsdestotrotz gibt es mutige queere Menschen in Kenia, die für ihre Rechte kämpfen. Ein Beispiel ist die Organisation Gay and Lesbian Coalition of Kenya (GALCK).
„Die kenianische Verfassung garantiert allen Menschen das Recht auf Leben, Schutz und Gleichheit vor dem Gesetz sowie das Recht auf Würde – einschliesslich sexueller und geschlechtlicher Minderheiten. In der Realität ist dies jedoch nicht der Fall, wie die laxe Strafverfolgung in Mordfällen von LGBTI*-Personen zeigt.“ – mehrere Menschenrechtsorganisationen
Tödliche Hassverbrechen in Kenia
Der 1997 geborene Kenianer Edwin Chiloba war Mode Designer, Model und LGBTI*-Aktivist. Anfang 2023 wurde er ermordet in einer Metallkiste am Strassenrand aufgefunden. Kurz darauf kam es zur Festnahme von vier Männern. Es wurde zunächst angenommen, dass es sich um einen homofeindlich motivierten Mord handelte. Allerdings handelt es sich bei einem der festgenommenen Männer um den Partner des Opfers. Freund*innen des Opfers bezeichnen die Beziehung zwischen den Männern als toxisch. Die Verhandlungen zum Fall Chiloba haben Ende Februar begonnen, wobei der aktuelle Status nicht öffentlich ist.
Amnesty, die Human Rights Watch und weitere Menschenrechtsorganisationen fordern eine lückenlose Aufklärung des Mordes, denn Chiloba wurde bereits mehrfach Opfer von verbaler und physischer Gewalt. Dennoch war er eine laute Stimme im Kampf für die queere Community Kenias. In Kenia kam es in den letzten Jahren vermehrt zu Hassverbrechen, die tödlich endeten. Die Fälle von Sheila Lumumba, Erica Chandra und Joash Mosoti erschütterten die queere Community. Auch sie setzten sich alle für die LGBTI*-Community ein. Trotz des internationalen Drucks werden queere Menschen in Kenia weiterhin nicht geschützt und Hassverbrechen nicht aufgearbeitet.
Gibt es Grund zur Hoffnung?
Es gibt aber Grund zur Hoffnung: Kürzlich erreichte eine kenianische schwul-lesbische Organisation (National Gay & Lesbian Human Rights Commission), dass sie sich offiziell als NGO registrieren kann. Der Kampf begann im Jahr 2013 – die Organisation wurde als NGO abgelehnt, da in ihrem Namen die Worte schwul und lesbisch vorkamen. Den Namen ändern wollten sie aber bewusst nicht, da sie sich nicht verstecken wollten. Die Freude war allerdings von kurzer Dauer. Seitdem kam es vermehrt zu Hassverbrechen und vor allem Politiker*innen verbreiten homofeindliche Aussagen. Präsident William Ruto ist nur einer von vielen, der Homosexualität nicht tolerieren möchte. Auch die First Lady Rachel Ruto schürt Hass gegen die LGBTI*-Community. In einer Ansprache in der Kirche sagte sie, dass LGBTI*-Menschen in der Bibel und afrikanischen Kultur verboten seien. All diese Aussagen sollen bei der religiösen Bevölkerung punkten und lenken von anderen Problemen, die das Land hat, ab.
„No human life is worth less than anothers. Everyone has a right to dignity, respect and protection under Article 26 of the Constitution. We demand speedy investigations into the brutal murder of Edwin Chiloba, an LGBTI*-Activist.” – Amnesty Kenia
(lk)