Vom 6. bis zum 8. November 2015 fand in Wien die zweite Intersex-Konferenz Österreichs statt. Die vimö (Verein Intersexueller Menschen Österreich) und die Plattform Intersex Österreich, beides junge Interessensvertretungen von Intersex-Personen, haben diese Konferenz auf die Beine gestellt. Queeramnesty Schweiz (vertreten durch Tobias und Thomas) gratuliert den Veranstalter_innen* für ihre hervorragende Arbeit!
Hida Viloria eröffnete den Samstag mit einem bewegenden Vortrag zu ihrer* Geschichte und der Intersex-Bewegung der letzten zwanzig Jahre. Nach Hilda ist es wichtig, dass mehr und mehr Intersex-Personen laut und stolz hervortreten, wie dies Schwulen und Lesben in den 60er und 70er Jahren gemacht haben. So lassen sich die Widerstände einiger Gruppen in der Gesellschaft, die Intersex-Personen eine Existenz absprechen, brechen. Del LaGrace Volcano zeigte Bilder seiner/ihrer Arbeit, im gerade laufenden Projekt fotografiert er/sie Intersex-Personen auf der ganzen Welt, um ihnen Sichtbarkeit zu geben.
Am Nachmittag führte Maria Amor Martin Estebanez von der Grundrechte-Agentur (FRA) über die rechtliche Situation innerhalb der EU aus. Im anschliessenden Podium mit Interessensvertretern und österreichischen Parlamentariern entstand eine lebhafte Diskussion. Aus den Beiträgen wurde schnell klar, dass ein verpflichtendes Freibleiben des Geschlechtseintrages (wie es in Deutschland seit 2 Jahren Praxis ist) zu weiterer Diskriminierung und zu noch mehr Druck auf die Eltern führt, ihr neugeborenes Kind mit nicht-eindeutigen Geschlechtsmerkmal operativ normieren zu lassen. Vorbild ist Malta: Dort gibt es weiterhin zwei Geschlechter, aber der Wechsel wird vereinfacht möglich. Bei der Frage der frühkindlichen Operationen ist nicht entscheidend, ab welchem Alter diese durchgeführt werden, sondern dass diese Eingriffe ohne Zwang erfolgen. Eine zentrale Vision bleibt eine nicht-binäre Gesellschaft.
HINTERGRUND
Malta ist das erste Land, das operative Eingriffe zur Normierung des Geschlechts ohne Zustimmung der Betroffenen verbietet. Das Gesetz (Gender Identity, Gender Expression and Sex Characteristics Bill) erlaubt den Einwohner_innen* Maltas die rechtliche Anerkennung ihrer Geschlechtsidentität ohne vorherige medizinische Diagnose, Behandlung oder Operationen sowie ohne Zwang.
Links:
MENSCHENRECHTSVERLETZUNGEN AN INTERSEXUELLEN MENSCHEN
Einfach dazwischen (Beitrag auf Radio FM4 anlässlich der Konferenz)