Generalversammlung 2010: Verlangt Klärung des Engagement für Intermenschen (Intersexuelle)
Die Generalversammlung von Amnesty International Schweiz 2010 nahm eintimmig eine Motion von Queeramnesty an, welche die Klärung des Engagement für Intersexuelle (Intermenschen, Interpersonen; sog. Hermaphroditen, Zwitter) und das Ausarbeiten einer differenzierten Position zum Thema Intersexualität und Menschenrechte verlangt. Motion zu Intersexualität, Amnesty Generalversammlung 2010 (PDF, 90 kB)
Interpersonen sind Menschen, die mit uneindeutigen oder zweideutigen Geschlechtsmerkmalen zur Welt kommen. Intersexualität ist ein Überbegriff für verschiedene biologische Merkmale bei der Geburt, wenn Reproduktions- oder Sexualorgane oder die Chromosomenstruktur nicht den typischen Definitionen von weiblich oder männlich zu entsprechen scheinen. Heute noch werden Babies und Kinder ohne medizinische Notwenigkeit zu Mädchen oder Knaben umoperiert. Dies stellt klar eine Verletzung der köperlichen Integrität, der körperlichen Unversehrtheit und der geschlechtlichen Selbstbestimmung dar.
Zu den teilweise durchlebten schweren körperlichen Leiden kommt die ganze gesellschaftliche Ausgrenzug noch dazu.
Vergleiche: Schweiz: Genitalverstümmelung – Initiative für Intersex von Amnesty (15. Aug. 2009)
humanrights.ch: Intersexuelle Menschen fordern Recht auf Selbstbestimmung (mit Links).
Wikipedia zu: Intersexualität (kontroverser Beitrag).
LSVD mit: Informationen zu Intersexualität, mit wertvollen Links und mit Beschluss 2009.
Kanton Basel-Stadt: Antwort des Regierungsrates auf Anfrage von Martina Saner betreffend kosmetische Genitaloperationen bei Kindern mit uneindeutigen, körperlichen Geschlechtsmerkmalen (13. April 2010, PDF, 55 kB). Quelle: Grossrat BS, 10.5018
Kanton Bern: Interpellation von Margreth Schär SP-JUSO und Corinne Schärer, Grüne (17. März 2010, PDF, 50 kB). Quelle: Der Grosse Rat BE, 052/2010, JGK
Die Hintergründe für die sozialen Leiden von Intersex sind in erster Linie im herrschenden Zwang zur Zweigeschlechtigkeit zu suchen: Verhalten oder gar Körper, welche nicht in dieses Muster passen, weden ablehnt. Zum Begriff der Heteronormativität vergleiche etwa: Pollak-Tagung in Linz (2006) und Studienband Heteronormativität und Homosexualitäten (2008).
Intersex sind weniger sichtbar als etwa Transsexuelle und werden deshalb auch weniger wahrgenommen. Auf organisatorischer Ebene gibt es Intersex Personen, welche die Zusammenarbeit mit Lesben, Schwulen und Transgender kritisch gegenüber stehen, Vereinnahmung befürchten. Andere hingegen engagieren sich bewusst in der LGBTI-Bewegung, verstehen sich in einem queeren Zusammenhang.
Auf Initiative von MERSI Hamburg setzt sich auch die deutsche Sektion von Amnesty International für eine klare Positionierung ein. Mehr von MERSI Amnesty Deutschland.
WoZ, 13. Mai 2010, S. 21-23: Intersexualität – «Ich bin kein ewiges Kind:
„Heute zieht er es vor, ausserhalb der Geschlechter zu leben.“
NZZ, 1. Sep. 2010, S. 60: Die Rolle des Geschlechts im Sport, aber kein Wort zu Intersex.
Die Erfahrung Intersexueller illustriert geradezu perfekt, dass die Definition dessen, was männlich und was weiblich ist, voll und ganz von Menschen konstruiert wurde und dass keine biologisch begründete Kategorisierung existiert. Einige Intersexuelle entscheiden sich für eine Identität, die weder männlich noch weiblich ist. Durch die Verwendung geschlechtsneutraler Sprache haben die Verfasserinnen und Verfasser der Yogyakarta-Prinzipien versucht, einen Raum zu schaffen, in dem die gelebte Erfahrung aller, auch der Intersexuellen, anerkannt und respektiert werden kann. (Q: Yogyakarta-PLUS, p. 24)
Vor der Generalversammlung fand in den Strassen von Freiburg ein Radio-Ballett mit mehr als Hundert Teilnehmenden statt. In Zusammenarbeit mit Radio Freiburg wurde symbolisch auf Diskriminierung im Alltag hingewiesen – dem Schwerpunktthema der diesjährigen Versammlung.
Medienmitteilung zur Amnesty Generalversammlung 2010