In Ägypten haben die Sicherheitskräfte in den vergangenen Wochen mindestens 57 Personen aufgrund ihrer vermeintlichen sexuellen Orientierung festgenommen. Die Festnahmen erfolgten im Anschluss an ein Konzert von Mashrou’ Leila in der Hauptstadt Kairo am 22. September, auf dem Regenbogenflaggen geschwenkt wurden. An mindestens fünf der festgenommenen Personen wurden gegen deren Willen Rektaluntersuchungen vorgenommen, was gegen das im Völkerrecht verankerte absolute Verbot von Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe verstößt. Festgenommen wurden zwei Personen, die auf dem Konzert Regenbogenflaggen geschwenkt haben sollen, sowie weitere Personen aus Kairo, Ismailia, Damiette und Scharm asch-Schaich, die nicht auf dem Konzert waren, aber ebenfalls wegen ihrer vermeintlichen sexuellen Orientierung ins Visier genommen wurden. Darüber hinaus griff die Polizei auf die Taktik des Provozierens einer strafbaren Handlung zurück, indem sie „verdächtige“ Personen über Online-Datingseiten ausfindig machte. In den Wochen nach dem Konzert wurden mindestens neun Männer zu ein bis sechs Jahren Haft verurteilt. Wenigstens 35 weiteren Personen drohen beschleunigte Verfahren. Sara Hegazy ist eine der Personen, die derzeit von den Sicherheitskräften verhört werden. Elf weiteren in Kairo inhaftierten Personen droht derzeit noch eine strafrechtliche Untersuchung.

Die Vorwürfe gegen mindestens 55 der Inhaftierten lauten unter anderem auf „gewohnheitsmäßige Ausschweifungen“, „Anstiftung zu Ausschweifungen“ und „Förderung sexueller Devianz“. Hierbei handelt es sich um Anklagen unter dem Prostitutionsgesetz. Gegen Sara Hegazy und eine weitere Person werden dieselben Vorwürfe erhoben und sie sind zusätzlich noch wegen „Mitgliedschaft in einer verbotenen Gruppe“ angeklagt. Bei einem Schuldspruch könnten ihnen bis zu 15 Jahre Haft drohen. Im Verhör der Staatsanwaltschaft sagte Sara Hegazy aus, von ihren Zellengenoss_innen auf der Polizeiwache Saida Zenab in Kairo geschlagen und sexuell belästigt worden zu sein, nachdem man diesen mitgeteilt hatte, dass Sara Hegazy wegen „gewohnheitsmäßiger Ausschweifungen“ angeklagt sei.

Amnesty International betrachtet Personen, die lediglich aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität inhaftiert sind, als gewaltlose politische Gefangene.

Unterzeichnen Sie den Appell:

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Oder schreiben Sie einen Brief an:

Innenminister
Magdy Abdel Ghaffar
Ministry of Interior
Fifth Settlement, New Cairo
ÄGYPTEN

Ambassade de la République Arabe d’Egypte
Elfenauweg 61
3006 Berne
Fax: 031 352 06 25
E-mail: embassy.bern@mfa.gov.eg