Zürich: Suizid in Ausschaffungshaft – Mahnwache für Oleg – Trauer, Ohnmacht, Wut

Kerzen für Oleg – Platzspitz Zürich

Rund 150 Personen trauerten heute Abend um Oleg, der sich am Montagmorgen in Ausschaffungshaft in Zürich das Leben genommen hat.

Freitag, 16. Nov. 2012, um 17.00 beim Bürkliplatz.
Trauerzug durch die Bahnhofstrasse zum Platzspitz.

Queeramnesty und Augenauf Zürich

Oleg, 28 Jahre alt, hat wegen Diskriminierung und staatlicher Repression aufgrund seiner Homosexualität in der Schweiz um Asyl ersucht. Der Asylantrag wurde abgelehnt und Oleg in Ausschaffungshaft gebracht. Die Zwangsausschaffung scheiterte an nicht ratifizierten Verträgen mit Russland. Paradoxerweise wurde Oleg auch an der freiwilligen Ausreise gehindert, da es ihm in Ausschaffungshaft unmöglich war, einen Pass zu besorgen. Dies versinnbildlicht nicht nur Olegs leidvolle Auswegslosigkeit, es legt auch Zeugnis ab von einem Asylwesen und einem Justizvollzug, welche den Menschen hinter den N-Nummern in keiner Weise gerecht werden.

Wir setzen uns ein für ein menschenwürdiges Asylverfahren und für die Berücksichtigung von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität als Fluchtgrund.

Amnesty Medienmitteilung, 16.11.2012: Wir fordern unabhängige Untersuchung – Trauermarsch

WoZ, 22.11.2012, s.3/4: Nicht nur der Körper voller Narben
360°, 18.11.2012: Suicide d’un requérant gay: Amnesty réclame une enquête (Französisch)
NZZ, 13.11.2012, s.16: Mann erhängt sich in Ausschaffungshaft

aktuell 09.05.2013, WoZ, S.1: Moncef S. – Noch ein Opfer des Asylregimes <! MM amt für Justizvollzug: http://www.zh.ch/internet/de/aktuell/news/medienmitteilungen/2012/278_flughafengefaengnis.html>

Zum Thema: Plusieurs organisations de défense des droits de l’homme saluent l’obtention du statut de réfugié de M. Hugues Fouatie Fotsing, ressortissant camerounais.

Es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel in der Asylpolitik – neun Vorschläge (Nov 2012)
LOS-Info 1/2012: Interview mit Pascale von Focus Refugees (Deutsch/Französisch)
Mehr über Focus Refugee von Queeramnesty
Focus Refugees – ASYL: Kontakt für Beratung und Begleitung (aktuell)

Medienmitteilung und einige Bilder

 

Suizid in Ausschaffungshaft –
Amnesty International fordert eine unabhängige Untersuchung des Falls

Zürich, 16.11.2012: Amnesty International und Augenauf Zürich organisieren heute am frühen Abend in der Zürcher Innenstadt einen Trauermarsch für Oleg N. Der 28-jährige Russe hatte sich am Montagmorgen im Zürcher Flughafengefängnis erhängt, nachdem auf seinen Asylantrag nicht eingetreten worden war. Amnesty International fordert eine unabhängige Untersuchung.

Oleg N. ist am Montagmorgen, dem 12.11.12, um 5 Uhr morgens tot in seiner Zelle im Zürcher Flughafengefängnis aufgefunden worden. Der psychisch labile Mann hatte sich erhängt, nachdem auf seinen Asylantrag nicht eingetreten worden war und er für sich offensichtlich keinen Ausweg mehr sah.

N. war im Februar dieses Jahres aus Russland in die Schweiz geflüchtet, weil er in seinem Heimatland als Homosexueller von der Polizei verfolgt, schwer misshandelt und unter schwerster Medikation zweimal für mehr als ein Jahr in einer psychiatrischen Klinik festgehalten worden war.

Im Februar 2012 stellte Oleg N., schwer traumatisiert, in der Schweiz ein Asylgesuch. Am letzten Montag nahm er sich im Flughafengefängnis das Leben. Zuvor war ihm ein Nichteintretensentscheid ausgehändigt worden, nachdem er wegen mehrerer Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken im In- und Ausland nicht zu Anhörungen erschienen war. Nur zwei Tage nach seiner Entlassung aus einer mehrmonatigen Behandlung in einer geschlossenen Klinik kam er in die Ausschaffungshaft.

Der Fall verweist laut Denise Graf, Asylexpertin von Amnesty International, erneut auf gravierende Mängel im Schweizer Asylsystem. Amnesty International fordert eine unabhängige Untersuchung des Falles. Psychisch angeschlagene Personen sollten generell nicht in Ausschaffungshaft genommen werden. Jedem Asylsuchenden sollte eine Rechtsvertretung zugeteilt werden und Verfolgung wegen Homosexualität soll ein besonderes Augenmerk gegeben werden. Asylgesuche mit so gravierenden Fluchtgründen dürften nicht ohne vorgängiges rechtliches Gehör abgeschrieben werden. Es muss gewährleistet sein, dass medizinische Informationen mit Hinweisen auf Suizidalität an das Migrationsamt weitergereicht werden.

Queeramnesty und Augenauf Zürich organisieren einen Trauerzug und eine Mahnwache für Oleg N. in der Zürcher Innenstadt.
Ort und Zeit:
Freitag, 16. Nov. 2012, um 17.00 beim Bürkliplatz.
Anschliessend bewilligter Trauerzug durch die Bahnhofstrasse.