Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden die Organisator*innen von Pride-Demonstrationen und -Festivals regelmässig von allen möglichen Seiten mit der Frage konfrontiert, ob es diese Veranstaltungen überhaupt noch brauche. Es sei doch nun eigentlich alles mehr oder weniger erreicht und in Butter.

Diese Fragen sind inzwischen mehrheitlich verstummt, weil für alle offensichtlich ist, wie sehr sich die Zeiten geändert haben. Klar, wir haben in den letzten Jahrzehnten viel erreicht, aber die Gegenbewegung ist nun umso heftiger. Besonders krass zeigt sich das aktuell in den USA: Auf Anordnung Trumps, alles zu entfernen, was nach Diversität, Gleichberechtigung oder Inklusion klingt, wurden selbst Fotos jenes amerikanischen Flugzeugs aus staatlichen Archiven verbannt, das am Ende des Zweiten Weltkriegs eine Atombombe auf Hiroshima abwarf – einfach, weil es den Namen «Enola Gay» trägt (so benannt nach der Mutter des Piloten).

Skandalöses Pride-Verbot im EU-Land Ungarn

Eine ähnlich queerfeindliche Mentalität beseelt auch die meisten europäischen Rechtsaussen-Parteien, die bei Wahlen aktuell immer weiter zulegen und entsprechend immer mehr politischen Einfluss erhalten. Das EU-Land Ungarn hat Mitte März gar sämtliche Pride-Paraden verboten, angeblich um Kinder und Jugendliche zu schützen. Wer dagegen verstösst, muss mit hohen Geldstrafen rechnen, eine Gesichtserkennungssoftware soll zur Identifizierung der Teilnehmenden beitragen. Der Direktor von Amnesty Ungarn bezeichnete das Verbot als «Frontalangriff auf die LGBTQIA+ Community und eine eklatante Verletzung der Verpflichtungen Ungarns, Diskriminierung zu verbieten sowie die Meinungs- und Versammlungsfreiheit zu garantieren».

Auf Verständnis stösst Ungarns Entscheid dafür bei einzelnen Exponent*innen der SVP. So sagte die Aargauer Jungpolitikerin Vivienne Huber auf nau.ch, sie sei zwar gegen ein Pride-Verbot. Doch: «Um unsere Kinder vor einer Frühsexualisierung zu schützen, sollte eine Teilnahme erst ab 16 Jahren erlaubt sein.»

Queeramnesty marschiert in Zürich und Bern

Pride-Paraden sind also offensichtlich wieder relevant und wichtig, und es finden auch dieses Jahr allein in der Schweiz zahlreiche statt. An den beiden grössten in Zürich (21. Juni) und Bern (2. August) wird auch Queeramnesty wie üblich gemeinsam mit queeren Geflüchteten mitlaufen. Wir hoffen, dort auch viele von euch zu sehen. Denn wenn wir unsere hart erkämpften Rechte behalten wollen, müssen wir mindestens so aktiv und laut werden wie unsere Gegner*innen.