Queeramnesty organisiert im Dezember zum Kinostart des türkisch-schweizerischen Films «Köpek» Podiumsdiskussionen in Bern, Basel und Zürich.

http://cineworx.ch/movie/kopek/«Köpek» erzählt von einem Tag aus dem Leben dreier Menschen in Istanbul – einem Tag, der für alle drei Hoffnungsschimmer bereit hält, aber in der Tragödie endet. Da ist der kleine Junge aus armen Verhältnissen, der sich in ein Mädchen aus besserem Hause verguckt hat und hofft, ihr endlich näher zu kommen. Die Frau, die in einer lieblosen Ehe gefangen ist und eine Nachricht von ihrem früheren Geliebten aus dem Heimatdorf erhält, ihn am Hafen zu treffen. Und die Transfrau, die rettungslos in einen Apotheker verliebt ist, der zwar auch Gefühle für sie hat, aber aufgrund gesellschaftlicher Konventionen nicht dazu stehen will.

Sinnbildlich für die drei Schicksale steht ein kleiner, hilfloser Strassenhund, den der Junge neben dessen toter Mutter findet und aus Mitleid mitnimmt, um ihn wieder aufzupäppeln. Er gibt dem Film seinen Titel: «Köpek», Hund. Und die Regisseurin Esen Isik (46), die in Istanbul geboren und mit 19 Jahren in die Schweiz gekommen ist, hatte schon als Jugendliche ein Herz für die Strassenhunde von Istanbul. Ihren drei Hauptfiguren geht es ähnlich dreckig: «Sie tun alles dafür, um wenigstens für einen Augenblick Liebe zu erfahren, aber alles, was sie bekommen, ist Gewalt», sagt Esen Isik. Wie die Strassenhunde haben auch die Armen, die Frauen und LGBTI-Personen in der Türkei keine Lobby, die sich für sie einsetzt. Isiks Film hat kein Happy End, er soll aufrütteln und politisch etwas bewegen.

Die Regisseurin weiss aus eigener Erfahrung, dass Filme politische Macht haben können. Sie kam 1990 als Verlobte eines Türken mit Niederlassungsbewilligung in die Schweiz; als die Ehe zwei Jahre später zerbrach, hätte sie das Land verlassen müssen. Zu diesem Zeitpunkt jedoch hatte sie die Aufnahmeprüfung für die Filmklasse der ZHDK bestanden und legte Rekurs ein. Der wurde zwar abgelehnt, doch die Schule nahm sie dennoch auf, sie studierte als Illegale. In ihrem Diplomfilm «Sich zum Sterben hinlegen» (1997) thematisierte sie die Verletzlichkeit ausländischer Frauen, denen bei einer Trennung automatisch die Ausschaffung droht. Er wurde schliesslich auch im Schweizer Parlament gezeigt und trug zu einer Gesetzesänderung bei.

Gesetzesänderungen würden auch der Türkei gut tun. Sie ist 2015 das Schwerpunktland von Queeramnesty, einer Teilorganisation von Amnesty International, die sich für die Rechte von LGBTI-Personen weltweit engagiert. Deren Rechtslage in der Türkei ist noch immer prekär, trotz einiger positiver Entwicklungen in den letzten Jahren. Besonders erschütternd sind die Hassmorde, denen jedes Jahr einige LGBTI-Personen zum Opfer fallen. Speziell gefährdet sind Trans-Menschen: Zwischen 2008 und 2013 wurden 34 von ihnen ermordet, so viele wie in keinem anderen Land Europas. Sehr verbreitet sind Belästigungen oder Gewaltandrohungen – wenden sich die Opfer an die Polizei, können sie meist nicht mit Unterstützung rechnen, im Gegenteil. Der kürzlich wieder aufgeflammte Konflikt mit der kurdischen Bevölkerung dürfte nicht zu einer Verbesserung der Lage beitragen.

Zum Kinostart von «Köpek» in der Schweiz organisiert Queeramnesty gemeinsam mit dem Filmverleih Cineworx drei spezielle Vorpremieren im Rahmen der «16 Days Against Gender Violence» von Amnesty International. Anschliessend gibt es jeweils eine Podiumsdiskussion:

  • BERN, Dienstag, den 8. Dezember, 18:30 Uhr im CineMovie
  • BASEL, Mittwoch, den 9. Dezember, 20:30 Uhr im kult.kino atelier
    (in Kooperation mit Transgender Network Switzerland)
  • ZÜRICH, Donnerstag, den 10. Dezember 18:30 Uhr, im Kino Riffraff
    (in Kooperation mit Human Rights Film Festivals Zürich und Transgender Network Switzerland)

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