Serbien: Amnesty untestützt die Belgrad Pride 2010 – Menschenrechte für alle

LGBT in Serbien werden Grundrechte, wie Versammlungsfreit regelmässig verwehrt. Seit 2001 war es aufgrund von schweren Drohungen und Angriffen nicht möglich eine Pride duchzuführen. MenschenrechtsverteidigerInnen, welche sich für Rechte von Lesben, Schwulen und Transgender einsetzen, sind bedroht, Täter werden kaum polizeilich verfolgt.
Trotz massiver Gewalt seitens von Gegendemonstrantinnen und -demonstranten konnte die Schwulen- und Lesbenparade in Belgrad dieses Jahr durchgeführt werden. Amnesty International war mit einer Delegation dabei und beurteilt die «Pride» als ein Zeichen der Hoffnung. Pride-Bericht vom Amnesty (Deutsch) und Englisch.

Amnesty-Video der Pride (You-Tube, 3:22) und Bilder

Fernsehbericht v.a. der gewalttägigen Auseinandersetzung (ca 16-telig, auf „mixbox2010“ klicken), und Erste Bilder (B92).

Die rund 600 bis 1000 TeilnehmerInnen an der fröhlichen Pride bekamen von den Ausschreitunge ausserhab des Polizeikordons wenig mit. Es gab viele Verletzte, v.a. auf Seiten der Polizei (ILGA). (DEU: NZZ, TA, rp, Standart, ESP: El Pais, ENG: rferl).

Amnesty International unterstützte die Belgrad Pride 2010 durch Teilnahme mit Amnesty Aktiven und fordert mit einem dringenden Appell an die Serbischen Behörden Garantien für sicherere Durchführung.
Amnesty Livewire: On the eve of Belgrade Pride 2010. By Lydia Aroyo (9.10.2010).
Belgrade Pride 2010 – a call for tolerance, against discrimination (10.10.2010).
Fight Discrimination – Europe (11.10.2010).
Von Amnesty Schweizer Sektion: Für Toleranz – Gegen Diskriminierung (Deutsch) (11.10.2010).
Amnesty-Video der Pride (You-Tube, 3:22) und Bilder

Amnesty fordert Garantien für sicherere Durchführung der Belgrad Pride 2010 (Sep. 2010)

Serbien: Aktion für LGBT- Menschenrechts- VerteidigerInnen (Mai 2010)

Serbien: Belgrad Pride 2009 wegen Gewaltdrohungen kurzfristig abgesagt (Sep. 2009)

14.09.2009, Amnesty-Report zu Serbien: MenschenrechtsverteidigerInnen in Gefahr
Report EUR 70/014/2009 als PDF (220 kB, Englisch).

Ein Jahr danach verlangt Guardian (11.9.2010) von der EU, ihre Verantwortung wahrzunehmen:
EU has a role to play in tackling Serbian homophobia. (PDF, 100 kB, Englisch, Quelle)


Auch Roma sind Opfer von Menschenrechtsverletzungen, wie gewaltsamen Vertreibungen:
Roma families in Belgrade forcibly evicted (Englisch; Deutsch)
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Berichte der Amnesty Delegation
folgen hier


< ! -----------------------------------------------------------------------------------> Delegation von Amnesty International


Amnesty-Delegation an der Belgrad Pride 2010.

Am Samstag, 9. Oktober, gehörte die Belgrader Innenstadt den „GayHaters“. Der grosse Aufmarsch gibt zu Befürchtungen Anlass (Bild © AFP).
Radio Free Europe.

Am Sonntg Morgen allerdings waren über 5000 PolizistInnen vor Ort, hielten mit Tränengas gewaltbereite GegnerInnen (welche Benzin-Bomben und Steine warfen) zurück (rund 100 Verletzte, viele Polizisten), und sperrten weite Teile des Stadtzentrums ab. Am Nachmittg exkalierte die Sitation in der Stadt vollends. KorrespondentInnen berichten, die meisten der Krawallmacher seien Neo-Nazi-infiltrierte Fussball Hooligans (rferl).

Fast alle Medien schreiben „Schwulenparade“ – Doch es war eine Lesben-, Schwulen-, Transgender- und FreundInnen-Parade!


Amnesty-Aktive reisten nach Belgrad, um da an der Pride teilzunehmen, über die aktuelle Lage zu berichten und unsere Solidarität zu überbringen.
Amnesty Livewire: A call for tolerance, against discrimination. By Lydia Aroyo.
Übersetzung: < ! a href="/docs/QAI_BelgradPride20101010_Dt.pdf" target="QAI_BelgradPride20101010_Dt"> Pride-Bericht vom Amnesty (Deutsch).
Fight Discrimination – Europe (11.10.2010).
Von Amnesty Schweizer Sektion: Für Toleranz – Gegen Diskriminierung (Deutsch)
Amnesty-Video der Pride (You-Tube, 3:22) und Bilder

Eindrücke nach der Pride Helle Jacobsen (Amnesty Delegierte aus Dänemark): Finally all Amnesty participants are safe back at the hotel after the Pride in Serbia. Chocked and sad over all the violence in the streets of Belgrade. But happy that the pride went on.
Sabine Zwiers (Amnesty Delegierte aus den Niederlanden): All amnesty people are safe back in the hotel. Pride went well but in th city there was a war going on near our hotel. We were transported out by police vans from the city center in different groups. They dropped us though and we had to find our own way. However, Serbian friends kept us informed when we could come back. Glad to be back!
Eine Aktivistin: BRAVO ZA SVE VAS KOJI STE POLUPALI BEOGRAD, POKAZALI STE ZDRAV RAZUM.
Ksenija Šmizlogud (Debelčić Ljubavi): ne zaboravi da mi se javiš kad dođeš kući. Ja sam na poslu, ceo dan, gledam ove morone što se okupljaju ispred Saborne, sa krstačama, znači koje face, kao da su iz 90-tih ispali. Znaš kad nisam imala predstavu da ovoliko primitivaca živi u ovoj zemlji. Pegava Zena vratio se ziv!
es: I’m still trying to get over the situation. The walk went well, but they demolished the entire center. It is a really hard situation now, and a lot of policemen where injured. It would be nice, if you could make it better luck next year. We are all fine physicly, but we are going crazy cause of the vandals today. And also, I heard that one man from switzerland was injured, so hope it is not serious.

Ein erfolgreiches Lehrstück in Menschenrechten und Demokratie.
Die pure Tatsache, dass die Belgrad Pride 2010 – wenn auch unter grossem Polizeischutz – durchgeführt werden konnte, darf als Erfolg für die Menschrechte auch von LGBT gewertet werden. Innenminister Ivica Dačić war sichtlich um Formulierungen bemüht, wenn er dazu aufrief, „diese Leute“ in Ruhe zu lassen, auch wenn die grosse Mehrheit der Serben nicht mit ihnen einverstanden sei. Der serbische Staatspräsident Boris Tadic verurteilte den Vandalismus auf den Strassen und unterstrich, Serbien garantiere die Achtung der Menschenrechte für alle seine Bürger.
Die rechtsnationale Gewaltbereitschaft hat tiefe Wurzeln im Umwälzungsprozess der Serbischen Gesellschaft, Homo- und transphobie stehen nicht im Vordergrund, sind aber intolerabel (Jelana Trivan).
Die Ortodoxe Kirche versuchte den Spagat: Sie sei zwar gegen die Pride, aber Gewalt gegen TeilnehmerInnen sei inakzeptabel.
Es bleibt zu hoffen, dass nun auch der Schutz im Alltag verbessert und die konsequente Verfolgung von Gewalttaten folgt, um so das existierende Antidiskriminerungsgesetz auch umzusetzen – angesichts der Gewalt ein schwieriges Unterfangen. (sch).

Webseite der Belgrad Pride für mehr Inforamtionen und aktuelle Hinweise.