Schweiz: verwirft alle UPR-Empfehlungen zu sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität – Community empört

Sandrine Cina (LGB-Youth) präsentierte die gemeinsame Erklärung.

Die Eidgenossenschaft präsentierte am 14. März 2013 in Genf die Antwort auf die Empfehlungen, der Mitgliedstaaten des UNO-Menschenrechtsrats vom 29. Oktober 2012. Die Schweiz verwarf die drei Empfehlungen bezüglich Diskriminierungen aufgrund von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität.
Die LGBT-Organisationen präsentierten an der gleichen Sitzung eine gemeinsame Erklärung zu den bestehenden Mängel im Schutzes der Rechte LGBT.

Video zur Erklärung: webtv.un.org(siehe Kapitel 17, bzw. ab 41’15“)

humanrights.ch: Menschenrechtsprüfung der Schweiz (UPR): Gemischte Bilanz

78 Organisationen gründen «NGO-Plattform Menschenrechte» (Jan 2013)
NGO-Plattform Menschenrechte: Tagung (Aug. 2012),
Leitlinien (Dez. 2012), Mitglieder (Jan. 2013) und Medienmitteilung (29. Jan. 2013)
NGO-Koalition fordert von Bundesrat Burkhalter die Umsetzung von 50 UPR-Empfehlungen (Jan 2013)
UPR 2008: alle Empfehlungen für LGBTI abgelehnt – schlechte Aussichten für UPR 2012 (Feb 2012)

UPR-Aktuell:
Ghana: verbesserte Haftbedingungen – aber keine Entkriminalisierung von LGBT (Mrz 2013)
Ukraine: Ukraine: UPR – Kampf gegen Polizeigewalt – aber keine Rechte für LGBT (Mrz 2013)
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Erklärung

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Erklärung der LGBT-Organisationen zur Rückweisungen aller UPR-Empfehlungen zum Schutze von LGBT in der Schweiz, präsentiert von Sandrine Cina an der UNO-Menschrechtssitzung in Genf, 14. März 2013, im Namen der fünf schweizweiten LGBT-Organisationen,
Pink Cross,
LOS,
Regenbogenfamilien,
Transgender Network Switzerland und
LGBT Youth Schweiz.
Den Aufritt vor dem Menschenrechtsrate ermöglicht hat ILGA.

Wir bedauern, dass die Schweiz alle Empfehlungen hinsichtlich Diskriminierungen aufgrund von sexueller Orientierung und Genderidentität verworfen hat. Mit ihrem sektoriellen Ansatz gewährt die Schweiz ihren LGBT-Bürgern keinen umfassenden Schutz.

In der Schweiz sind LGBT-Personen vielfältigen Formen der Diskriminierung ausgesetzt. Sie sind dreimal mehr als heterosexuelle Personen Zielscheibe physischer und verbaler Gewalt. Hassparolen gegenüber der LGBT-Gemeinschaft im öffentlichen Raum werden strafrechtlich nicht verfolgt. Dieses Klima der Gewalt erzeugt beträchtlichen Stress, der zu Depression und Selbsttötung führen kann; Selbsttötungsversuche sind bei LGBT-Personen fünfmal häufiger als bei der restlichen Bevölkerung.

Das Gesetz über die eingetragene Partnerschaft weist Ungleichbehandlungen auf, hinsichtlich der erleichterten Einbürgerung, der Adoption und der Anwendung von Verfahren der medizinisch unterstützten Fortpflanzung im Vergleich zu Ehepaaren. Darüber hinaus sind Kinder von Paaren in eingetragener Partnerschaft bezüglich Sorgerecht, Besuchsrecht, Unterhaltsbeitrag, Erbrecht und Waisenrente benachteiligt.

Im Arbeitsgesetz wiederum werden Diskriminierungen aufgrund von sexueller Orientierung und Genderidentität überhaupt nicht explizit erwähnt, obwohl solche Situationen häufig vorkommen. Insbesondere Transgender-Personen erfahren oft aus Gründen, die unmittelbar mit ihrer Identität zusammenhängen, Abweisungen oder Kündigungen.

Dieser mangelnde Rechtsschutz wirkt sich unmittelbar darauf aus, wie junge LGBT heute ihre Zukunft sehen.

Die Schweizer LGBT-Organisationen rufen die Eidgenossenschaft auf, ihre LGBT-Bürger umfassend zu schützen und ein allgemeines Gesetz gegen Diskriminierungen zu verabschieden, das explizit auch sexuelle Orientierung und Genderidentität umfasst. Die Schweizer Behörden müssen zeigen, dass sie alle Formen von Diskriminierung bekämpfen wollen, denn dies ist eine unabdingbare Voraussetzung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Schweiz und das Wohlergehen jeder Bürgerin und jedes Bürgers.

Ich danke Ihnen.

Video zur Erklärung: webtv.un.org(siehe Kapitel 17, bzw. ab 41’15“)

Französiches Original der Erklärung:

Merci Mme la Vice-Présidente.

Cette déclaration est faite au nom des cinq organisations LGBT suisses nationales, Pink Cross, LOS, Familles Arc-en-ciel, Transgender Network Switzerland et LGBT Youth Suisse.

Nous regrettons le rejet par la Suisse de toutes les recommandations ayant trait aux discriminations en raison de l’orientation sexuelle et de l’identité de genre. L’approche sectorielle adoptée par la Suisse ne garantit pas une pleine protection de ses citoyens LGBT.

En Suisse, les personnes LGBT sont victimes de nombreuses formes de discriminations. Elles sont trois fois plus exposées que les personnes hétérosexuelles aux violences verbales et physiques. Les propos haineux tenus à l’encontre de la communauté LGBT dans l’espace public ne sont pas punis pénalement. Ce climat de violence crée un stress grave, qui peut conduire à la dépression et au suicide, dont les tentatives sont cinq fois plus nombreuses chez les personnes LGBT.

La loi sur le partenariat enregistré présente des inégalités de traitement par rapport aux couples mariés en matière de naturalisation facilitée, d’adoption et de recours aux méthodes de procréation médicalement assistée. De plus, les enfants de couples partenariés sont défavorisés au niveau du droit de garde, de visite, de pension alimentaire, du droit successoral ou encore des rentes d’orphelins.

La loi sur le travail ne fait quant à elle aucune mention explicite des discriminations fondées sur l’orientation sexuelle et l’identité de genre, alors que de telles situations sont fréquentes. En particulier, les personnes transgenres essuient fréquemment des refus et licenciements pour des raisons directement liées à leur identité.

Ce manque de protection légal a un impact direct sur la manière dont les jeunes LGBT d’aujourd’hui envisagent leur avenir.

Les organisations LGBT suisses appellent la Confédération à protéger pleinement ses citoyens LGBT en adoptant une loi générale contre les discriminations incluant explicitement l’orientation sexuelle et l’identité de genre. Les autorités suisses doivent démontrer une volonté de combattre toutes les formes de discriminations, condition sine qua non pour la cohésion sociale en Suisse et le bien-être de chacun de ses citoyens.

Je vous remercie.