Russland: Punkband „Pussy Riot“ – queer-feministische Punksängerinnen inhaftiert

Bitte Brief unterschreiben und einsenden Musterbrief unten / Urgent Action Amnesty Schweiz
(Anleitung, UA: 46/12/1, EUR 46/017/2012)

aktuell 28.05.2012: Das beschämende Niederknüpplen der Moskau-Pride muss ein Ende haben

aktuell Eilaktion von Amnesty Deutschland (Mai/Juni 2012):
==> Brief an den designierten Staatspräsidenten Putin

Für diese in einer orthodoxen Kirche gefilmte und später vertonte Szene drohen den Aktivistinnen lange Gefängnisstrafen

Die drei jungen Frauen werden von den russischen Behörden in Haft gehalten, weil sie als Mitglieder der Punkband „Pussy Riot“ in einer Kirche einen Protestsong gespielt haben sollen. Am 19. April entschied eine Moskauer Gericht, die Haft der Frauen bis zum 24. Juni zu verlängern.

Amnesty International: Release punk singers held after performance in church (Englisch, PDF)

07.03.2012, Spiegel: Pussy-Riot-Rockerinnen drohen lange Haftstrafen
24.03.2012, Siegessäule: Dritte Pussy Riot festgenommen. Petition unterzeichnen!
03.03.2012, WoZ: «Gottesmutter, werde Feministin, vertreibe Putin»

Mehr zu Russland:

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Russland: Mutmassliche feministische Punksängerinnen inhaftiert, UA 122/2012, 30. April 2012

Drei junge Frauen werden von den russischen Behörden in Haft gehalten, weil sie als Mitglieder der Punkband „Pussy Riot“ in einer Kirche einen Protestsong gespielt haben sollen. Am 19. April entschied eine Moskauer Gericht, die Haft der Frauen bis zum 24. Juni zu verlängern.

Nadezhda Tolokonnikova und Maria Alekhina wurden am 4. März festgenommen, Ekaterina Samutsevich am 15. März. Die drei Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren werden nach Paragraf 213 des Russischen Strafgesetzbuchs des „Rowdytums“ beschuldigt, weil sie am 21. Februar in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau einen Protestsong gespielt haben sollen. Falls sie schuldig gesprochen werden, könnte sie bis zu sieben Jahre Haft erwarten. Die drei Frauen geben an, sie hätten mit dem Protest in der Kathedrale nichts zu tun. Ihre Verteidigung hat gegen die Haftverlängerung der drei Frauen Rechtsmittel eingelegt, doch ein Termin für die Anhörung dieser Rechtsmittel steht noch aus.

Seit der Festnahme der drei Frauen haben einige ihrer Familienangehörigen sowie einer ihrer Rechtsbeistände Drohungen erhalten. Obwohl die Polizei und das Büro der Staatsanwaltschaft in Moskau über diese Drohungen in Kenntnis gesetzt wurden, scheint bislang keine Untersuchung eingeleitet worden zu sein. Darüber hinaus haben die Steuerbehörden Berichten zufolge die Bankkonten der Anwaltsvereinigung gesperrt, für die einer der Rechtsbeistände der Frauen arbeitet. Die AnwältInnen gehen davon aus, dass sie mit dieser Massnahme unter Druck gesetzt werden sollen, den Fall niederzulegen.

Der Protestsong mit dem Titel „Jungfrau Maria, befreie uns von Putin“ wurde von mehreren Mitgliedern der Band „Pussy Riot“ aufgeführt. Die Bandmitglieder trugen während des Auftritts Sturmhauben. In dem Lied wird die Jungfrau Maria aufgefordert, Feministin zu werden und den zukünftigen russischen Präsidenten Wladimir Putin zu vertreiben. Auch kritisiert der Song den Einsatz und die Unterstützung einiger VertreterInnen der russisch-orthodoxen Kirche für Wladimir Putin. Der Auftritt war Teil grösserer Proteste gegen Putin und die Unregelmässigkeiten bei den Wahlen. Diese Proteste und auch der antiklerikale und Putin-kritische Inhalt des Liedtextes scheinen der Grund für die Schwere der Anklagen zu sein, die gegen die drei Frauen erhoben wurden.

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Hintergrundsinformationen

Seit ihrer Gründung im Jahr 2011 ist die feministische Punkband „Pussy Riot“ an öffentlichen Orten wie der Moskauer U-Bahn, dem Roten Platz in Moskau und auf Busdächern aufgetreten. In Interviews haben die Gruppenmitglieder den Medien gegenüber erklärt, dass sich ihr Protest unter anderem gegen die Einschränkung der Rechte auf freie Meinungsäusserung und Versammlungsfreiheit in Russland richtet sowie gegen unfaire politische Verfahrensabläufe und die Konstruktion von Straftatbeständen gegen Oppositionelle.

Die Aufführung des Protestsongs der „Pussy Riot“ in der Christ-Erlöser-Kathedrale zog eine weitreichende Diskussion in Blogs, sozialen Netzwerken und den Medien nach sich und führte sowohl zu unterstützenden als auch zu kritischen Reaktionen. Es gab auch diverse Äusserungen von VertreterInnen der russischen Regierung und der russisch-orthodoxen Kirche zu dem Auftritt. Anfangs forderte ein Vertreter der russich-orthodoxen Kirche Gnade für die Protestierenden. Doch später verlangten die KirchenvertreterInnen eine harte Bestrafung für die Frauen und ihre Strafverfolgung wegen des Schürens von Hass aufgrund der Religion.

Kurz nach der Aufführung in der Kathedrale nannte der Pressesprecher des zukünftigen Präsidenten Wladimir Putin den Protest verabscheuenswürdig und kündigte an, dass dieser Vorfall mit der notwendigen Konsequenz verfolgt werde. Doch mehrere offizielle VertreterInnen, darunter der Justizminister und der Sprecher des Oberhauses des russischen Parlaments, sprachen sich gegen die Inhaftierung der drei Frauen aus. Zuletzt weigerte sich der scheidende Präsident Dimitri Medwejew die Untersuchungshaft der Frauen zu problematisieren und gab zur Begründung an, dies wäre eine Einmischung in Justizangelegenheiten. Seiner Ansicht nach, meinte er weiter, hätten die Mitglieder von „Pussy Riot“ jedoch „erreicht, was sie sich erhofft haben – grosse Bekanntheit“.

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Empfohlene Aktionen

Schreibt bitte e-mails, Faxe oder Luftpostbriefe mit folgenden Forderungen:

  • Ich fordere Sie nachdrücklich auf, die Anklagen wegen Rowdytums fallenzulassen und Nadezhda Tolokonnikova, Maria Alekhina und Ekaterina Samutsevich umgehend und bedingungslos freizulassen.
  • Bitte führen Sie sofort eine unparteiische Untersuchung der Drohungen gegen Familienangehörige und einen Rechtsbeistand der inhaftierten Frauen durch und stellen Sie sicher, dass Schutzmassnahmen für die betreffenden Personen ergriffen werden, sollte dies nötig sein.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the Russian authorities to drop the charges of hooliganism and immediately and unconditionally release Maria Alekhina, Ekaterina Samutsevich and Nadezhda Tolokonnikova;
  • Urging the Russian authorities to immediately and impartially investigate threats received by the family members and lawyers of the three women and, if necessary, ensure their protection;

Bitte schreibt sofort!

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Musterbrief

Dear Prosecutor,

May I draw your attention to the case of

Nadezhda Tolokonnikova and Maria Alekhina, who were arrested on 4 March, and Ekaterina Samutsevich, arrested on 15 March

These three young women are being detained by the Russian authorities for allegedly performing a protest song in a cathedral as part of a feminist punk group “Pussy Riot”. On 19 April, a Moscow court extended the detention of the women until 24 June.

With many other people all around the world I take the liberty to write to you this letter

  • Calling on the Russian authorities to drop the charges of hooliganism and immediately and unconditionally release Maria Alekhina, Ekaterina Samutsevich and Nadezhda Tolokonnikova;
  • Urging the Russian authorities to immediately and impartially investigate threats received by the family members and lawyers of the three women and, if necessary, ensure their protection;

I thank you in advance for your intervention in the case of these three young women and remain,

Respectfully yours,

Adressen:

Staatsanwalt des Zentralbezirks Moskau,
Denis Gennadievich Popov,
Prosecutor’s Office of the Central Administrative District,
ul. L.Tolstogo, 8, str.1,
Moscow 119021,
RUSSISCHE FÖDERATION
Fax: (007) 499 245 77 56
E-Mail: prokcao@mosproc.ru
(korrekte Anrede: Dear Prosecutor / Sehr geehrter Herr Staatsanwalt)

Generalstaatsanwalt der Russischen Föderation,
Yuri Yakovlevich Chaika,
Prosecutor General’s Office of the Russian Federation,
Bolshaia Dmitrovka, 15 A,
125993 Moscow,
RUSSISCHE FÖDERATION
Fax: (00 7) 495 692 1725
E-Mail: prgenproc@gov.ru
korrekte Anrede: Dear Prosecutor General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)

Kopien an:

Leiter der Untersuchungsabteilung des Amts für Innere Angelegenheiten Zentralbezirk Moskau,
Head of the Investigative Department,
Igor Victorovich Litvinov,
Investigative Department of the Directorate of the Internal Affairs (YVD) for Central Administrative District,
Ul.Sredniaia Kalitnikovskaia, 31,
Moscow 109029
RUSSISCHE FÖDERATION
Fax: (007) 495 675 39 80 (Wenn jemand abhebt, bitte deutlich “FAX” sagen)

Ambassade de la Fédération de Russie,
Brunnadernrain 37,
3006 Berne.
Fax: 031 352 55 95