EDITORIAL

Politisch konnte die Schweizer LGBTI*-Gemeinschaft in den letzten Monaten zwei grosse Erfolge feiern: Die Abstimmung über die Erweiterung des Diskriminierungsschutzes auf Lesben, Schwule und Bisexuelle haben wir komfortabel gewonnen, und die CVP hat ihre Initiative zur Heiratsstrafe zurückgezogen statt ein zweites Mal darüber abstimmen zu lassen. Und zwar nur deshalb, weil auch sie selbst die darin en passant untergebrachte Ehedefinition als ausschliessliche Verbindung zwischen Mann und Frau mittlerweile untragbar findet.

Parallel zu diesen erfreulichen Entwicklungen gab es jedoch in der Stadt Zürich eine Häufung von Gewalt gegenüber Schwulen im Nachtleben, insbesondere durch junge Männer mit Migrationshintergrund. Weil keine offizielle Statistik existiert, ist schwer zu sagen, ob es tatsächlich mehr Angriffe gibt oder ob diese nur häufiger publik werden. Wir haben die Sozialpsychologinnen Tabea Hässler und Léïla Eisner gefragt, was man tun könnte, um diese Aggressionen zu reduzieren.

Ausserdem beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe mit der Situation von LGBTI* in Polen, das Fokusthema von Queeramnesty dieses Jahr. Seit dort die nationalkonservative Partei PiS 2015 an die Macht kam, hat sich die rechtliche und soziale Situation queerer Menschen deutlich verschlechtert. Der Südosten des Landes, in dem etwa ein Viertel der Bevölkerung lebt, hat sich sogar offiziell «LGBT-frei» erklärt, nachdem diverse Regionalparlamente Resolutionen gegen die «LGBT-Ideologie» verabschiedet haben.

Und wir werfen einen Blick ins zentralamerikanische Honduras. Ende 2019 war die LGBTI*-Aktivistin Moro in der Schweiz zu Gast und trat auf Einladung der Friedensbrigaden an Podien auf. Wir haben mit Moro über das Engagement der lokalen Organisation Arcoiris gesprochen.

Polen, Honduras und die Gewalt im Zürcher Nachtleben zeigen einmal mehr: Es gibt noch viel zu tun. Wir freuen uns, wenn du uns weiterhin dabei unterstützt.

Wir wünschen allen einen guten Start in den Frühling!

PS: Die Fotoausstellung, auf die auf den Seiten 15 und 16 hinwiesen wird, musste nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe aufgrund der Corona-Krise verschoben werden.