LGBTI*-Menschen feiern und fordern im Gedenken an den ersten Aufwand von Lesben, Schwulen, Bi*- und Trans*menschen.

Es ist wieder soweit: Jeweils im Frühsommer jährt sich für die LGBTI*Community ihr grosser Feier-und Kampftag, der 27. Juni 1969. Damals wehrten sich in der New Yorker Bar Stonewall Inn Lesben, Schwule und Trans* erstmals auch handgreiflich gegen eine Polizei-Razzia – das Ereignis gilt als Geburtsstunde der Gay Liberation.

Diese Geburtsstunde wird auch 2016 rund um den Globus gefeiert. Von Auckland in Neuseeland bis Zagreb in Kroatien finden meist zwischen Mitte Mai und Ende August Pride-Festivals statt, an denen gefestet, gefordert und gedacht wird. Rund 150 Städte listet www.gaypridecalendar.com auf, dazu etwa nochmals so viele allein in Nordamerika.

Pride Sion 2015

Längst nicht überall feiert es sich gleich entspannt wie in New York (24.6.), Berlin (27.6.) oder Zürich (11.6.). An der Pride in Jerusalem attackierte letztes Jahr ein orthodoxer Jude sechs Menschen mit einem Messer, eine 16-Jährige starb später im Krankenhaus. Im ukrainischen Kiev wurden 2015 zehn Menschen von homophoben Angreifern verletzt, obwohl 1500 Polizist_innen und Nationalgardist_innen den Pride-Marsch schützten. Auch fünf von ihnen wurden verletzt. In Moskau wurde die Pride gleich ganz verboten, und in Istanbul beendete die Polizei den Pride-Marsch letztes Jahr mit Wasserwerfern und Gummigeschossen – der Gouverneur hatte den Anlass kurzfristig untersagt, weil er in den für Muslim_innen heiligen Fastenmonat Ramadan fiel (was 2014 allerdings kein Problem gewesen war).

Die Prides im Westen stehen immer unter einem Motto: „Join our Freedom“ heisst es in Amsterdam (23.7.-7.8.), wo dieses Jahr die Europride gefeiert wird. Das breite Kultur-und Party-Programm dürfte Zehntausende LGBTI-Menschen in die heimliche Schwulenhauptstadt Europas locken. Eine World-Pride, die nicht jedes Jahr stattfindet, gibts wieder 2017, dann in Madrid (23.6.-2.7.) unter dem Motto: „Viva la vida“. Während im Westen also meist Partys und Spass im Vordergrund stehen, wird mancherorts noch um simple Grundrechte gekämpft. In vielen Teilen der Welt können auch gar keine Feiern stattfinden, weil Homosexualität noch immer illegal ist, mit Gefängnis oder gar dem Tod bestraft wird.

In rund 80 Ländern – 60 davon befinden sich in Afrika, dem Nahen Osten und Asien – gibt es Gesetze gegen Homosexuelle. Aber gerade in Asien gibt es Fortschritte und auch einige PrideEvents, etwa auf Bali, in Mumbai, Tokyo, Seoul, Shanghai oder Taipeh. Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent hingegen gibt es nur gerade Prides in Südafrika (Kapstadt und Johannesburg) sowie letztes Jahr erstmals in Uganda, nachdem das Oberste Gericht des Landes ein Gesetz aufgehoben hatte, das die Promotion von Homosexualität mit lebenslänglichem Gefängnis bestrafte. Homosexualität an sich wird allerdings weiterhin mit Haft geahndet.

In der Schweiz finden gleich zwei Prides statt, in Fribourg (24.-26.6.) und in Zürich (3.-12.6.). Dort lautet das Motto „Team for Love“; damit soll laut den Veranstaltern zum Ausdruck gebracht werden, dass es bei der LGBTI*Community letztlich um die Liebe zwischen zwei Menschen geht. Und es gibt diesbezüglich durchaus einiges zu feiern: Das Stimmvolk hat im Februar eine CVP-Initiative abgelehnt, die nebenbei die Ehe ausschliesslich als Bund zwischen Mann und Frau in die Verfassung geschrieben hätte. Zudem arbeiten sich mehrere Vorlagen durch die politischen Instanzen, welche die Rechtslage für LGBTI-Menschen verbessern würden: die Stiefkindadoption für gleichgeschlechtliche Paare, die Gleichstellung der Einbürgerungsregeln für ausländische Partner_innen in eingetragenen Partnerschaften mit denjenigen in Ehen, ein Diskriminierungsverbot – und nicht zuletzt die „Ehe für alle“. Bei allen Vorlagen dürfte das Stimmvolk das letzte Wort haben.

Queeramnesty wird wie üblich auch dieses Jahr bei der Zürich Pride mit einem Stand präsent sein und am 11.6. mit einer grossen Gruppe von LGBTI-Flüchtlingen in der Parade mitmarschieren. Nicht zuletzt, um daran zu erinnern, dass die Lage für LGBTI-Menschen in vielen Teilen der Welt noch immer ziemlich düster ist, und reiche Länder wie die Schweiz verpflichtet sind zu helfen und Asyl zu gewähren. Zudem gehört die Zürich Pride für „unsere“ Flüchtlinge zu den Höhepunkten des Jahres – viele von ihnen erleben dort zum ersten Mal, dass sie nicht allein sind.

Queeramnesty an der Zürich Pride

Queeramnesty an der Fribourg Pride