UPDATE: LGBTI-AKTIVIST STIMMT ÜBEREINKUNFT MIT BEHÖRDEN ZU
Am 19. Dezember akzeptierte Bruno Almada Comas bei einer Vorabanhörung in seinem Verfahren einen Vorschlag der Staatsanwaltschaft, der darauf abzielt, das Strafverfahren wegen «exhibitionistischer Handlungen» einzustellen. Darin wird Bruno Almada Comas für ein Jahr auferlegt, einem Kinderheim monatlich Milch zu spenden, sich alle zwei Monate persönlich bei den Behörden zu melden und sie darüber in Kenntnis zu setzen, wenn er ins Ausland reisen möchte.
Wenn er diesen Vorgaben ein Jahr lang nachkommt, wird das Strafverfahren gegen ihn eingestellt. Bruno Almada Comas betrachtet seine Performance zwar nicht als Verbrechen, stimmte diesen Bedingungen jedoch zu, um nicht Gefahr zu laufen, für ein Jahr ins Gefängnis zu müssen.
Amnesty International wird seine Situation weiterhin genau beobachten.
Weitere Aktionen des Eilaktionsnetzes sind derzeit nicht erforderlich. Vielen Dank allen, die Appelle geschrieben haben.
Bruno Almada Comas, ein junger Queer-Aktivist und Künstler wird beschuldigt, eine „exhibitionistische Handlung“ begangen zu haben. Der Vorwurf steht im Zusammenhang mit einer Performance, mit der er Gewalt und Diskriminierung an Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans und Intergeschlechtlichen (LGBTI) in Paraguay kritisierte. Die Vorverhandlung in seinem Verfahren ist für den 19. Dezember angesetzt. Sollte er schuldig gesprochen werden, droht Bruno Almada Comas ein Jahr Gefängnis.
Am 17. Mai zeigte Bruno Almada Comas auf dem „Besatón-Festival“, das von der LGBTI-Organisation SOMOSGAY organisiert wird, eine Performance mit dem Titel „Vena Rota“ (gerissene Vene). Die Vorführung fand auf einem öffentlichen Platz in der Hauptstadt Asunción statt. Das Festival hat sich zum Ziel gesetzt, LGBTI in der Gesellschaft sicherbarer zu machen und die Diversität in Paraguay zu fördern. Mit seiner Performance wollte Bruno Almada Comas Gewalt und Diskriminierung, denen LGBTI ausgesetzt sind, anprangern. Mitglieder der Gruppe „Somos muchos muchos más“ (Wir sind viele viele mehr), die sich gegen das Recht auf Ehe und Elternschaft für gleichgeschlechtliche Paare wendet, haben Anzeige gegen Bruno Almada Comas wegen „exhibitionistischer Handlungen“, „sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen“ und „homosexueller Handlungen vor Minderjährigen“ erstattet, weil er sexuelle Handlungen vor Kindern gezeigt habe. Am 23. November erhob die Generalstaatsanwaltschaft Anklage gegen Bruno Almada Comas wegen „exhibitionistischer Handlungen“. Die Vorverhandlung in dem Verfahren ist für den 19. Dezember angesetzt.
Sollte er schuldig gesprochen werden, droht Bruno Almada Comas eine Haftstrafe von einem Jahr, und er könnte angewiesen werden, sich in psychiatrische Behandlung zu begeben. Nach seinen Angaben hat die Generalstaatsanwaltschaft angeboten, das Strafverfahren unter Auflagen auszusetzen, wenn er die Vorwürfe akzeptiert und sich über einen Zeitraum von zwei bis fünf Jahren alle zwei Monate beim Einwohnermeldeamt registrieren lässt. Diese Auflage würde eine Einschränkung seines Rechts auf Bewegungsfreiheit bedeuten, da dadurch Auslandsreisen erheblich behindert werden.
Bei seiner Performance trug Bruno Almada Comas schwarze Unterwäsche und hatte ein Plastikherz mit einer roten Flüssigkeit (die Blut darstellen sollte) bei sich. Er führte eine Tanzperformance auf. Im Hintergrund waren Audioaufnahmen von diskriminierenden Aussagen gegen LGBTI, sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Angriffen gegen umfassende Pläne für Sexualerziehung zu hören. Am Ende der Performance zog er einen mit Glitter gefüllten Glaskolben aus seiner Hose, hielt ihn neben seinen Penis und verteilte den Glitter über seinen Körper und auf dem Boden. Seinen Angaben zufolge wollte er damit am Ende der Performance ein Zeichen der Hoffnung gegen Gewalt und Diskriminierung setzen. Der Abschluss der Performance wurde in der Anzeige als explizite sexuelle Handlung beschrieben.
Amnesty International ist der Ansicht, dass die Generalstaatsanwaltschaft das Justizsystem missbraucht, um die künstlerische Arbeit von Bruno Almada Comas zu zensieren.
Online-Petition
Unterstütze unsere Online-Petition an die zuständige Generalstaatsanwältin (mit CC an SOMOSGAY und an die Botschaft von Paraguay in Bern).
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Weitere empfohlene Aktionen
Schreiben Sie bitte E-Mails, Briefe oder Twitternachrichten mit folgenden Forderungen:
- Bitte ziehen Sie die Anklagen gegen Bruno Almada Comas zurück.
- Bitte missbrauchen sie das Justizsystem nicht, um LGBTI zu diskriminieren oder das Recht auf freie Meinungsäusserung einzuschränken.
Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 25. Januar 2019 keine Appelle mehr zu verschicken.
Appelle an
General Attorney
Sandra Raquel Quiñónez Astigarraga
Chile esq. Avda. Ygatimi, Asunción
Paraguay
(Telephone: (59521) 415-5000)
E-mail: comunicaciones@ministeriopublico.gov.py
Twitter: @SandraQuinonezA @fiscalia_prensa
Anrede: Dear General Attorney / Señora Fiscal General / Sehr geehrte Frau Generalstaatsanwältin
Kopien an
SOMOSGAY
Simón Cazal, Executive Director
Independencia Nacional 1032 casi Manduvirá
Postal Code: 1250
Paraguay
Fax: (595 21) 495 802
E-mail: hola@somosgay.org
Ambassade de la République du Paraguay
Kramgasse 58
Case postale 523
3000 Berne 8
Fax: 031 312 34 32
E-mail: suizaembaparsc@mre.gov.py