Liberia: Trotz Friedensnobelpreis weiterhin Drohungen und Verfolgung von Journalist_innen und LGBT-Aktivist_innen

Gay Liberia – eine Vision in ferner Zukunft?

Im November letzten Jahres erhielt die Liberische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf den Friedensnobelpreis. Leider reicht ihr Verständnis für Menschenrechte im eigenen Lande nicht allzu weit:

Im Februar 2012 wurde das Haus der ersten LGBT-Organisation Modegal (Movement for the Defence of Gays and Lesbians in Liberia) niedergebrannt, deren Gründer Archie Ponpon und Abraham Kamara erleben „schwierige“ Zeiten.

Am 8. März 2012 publizierte Mae Azango, eine Journalistin aus Monrovia, einen gut recherchierten Artikel über Genitalverstümmlung an Mädchen. Was ihr äusserst ernst zu nehmende Morddrohungen einbrachte. Erst nach internationalem Druck will sich die Polizei mit ihrer Anzeige beschäftigen. Zur Zeit versteckt sie sich.
Kein Einzelfall: Wer über Menschenrechtsverletzungen schreibt, wer sich für Rechte benachteiligter einsetzt oder ein Schwulenaktivist ist, lebt gefährlich in Liberia, geniesst nicht den Schutz des Staates – im Gegenteil.

Amnesty Medienmitteilung: Liberian Police Must Take Immediate Action to Protect Journalist (Englisch, AFR 34/001/2012, 13 March 2012)

Am 19. März 2012 äusserte sich Ellen Johnson Sirleaf unmissverständlich mit im Schoss gefalteten Händen, dass sie Homosexualität NICHT entkriminalisieren wolle. Auch Cameron stütze Prioritäten wie Strassenbau und Elektrizität vor Menschenrechten. Im Dezember hatte sie hingegen Zeit das alte Sodomie-Gesetz (gegen männliche Homosexualität) durch ein „gleichberechtigtes“ schwammiges zu ersetzen, welches auch für Lesben gelten soll und schon Anlächeln bestrafen will. Zudem soll gleichgeschlechtliche „Heirat“ mit zehn Jahren Gefängnis bestraft werden. Wohl um Häftlinge Strassen bauen zu lassen?

IGLHRC: Securing a Safe Place for All Liberians (Englisch, 22 March 2012)

19.03.2012, Der Spiegel: Nobelpreisträgerin verteidigt schwulenfeindliche Gesetze
19.03.2012, BBC: Liberian anger over gay rights call (Englisch).
20.03.2012, Polari Magazine: Yet more criminalisation of homosexuality in Africa (PDF, Englisch).
20.03.2012, GlobalGayz: Nobel Peace Prize winner defends anti-gay laws (Englisch).

update 04.04.2012:
Anfang April 2012 zielt die christliche Hassorganisation „MOGAL“ aktiv mit Morddrohungen gegen LGBT. Das Movement Against Gays In Liberia verteilt Flugblätter mit „Hit Lists“ von auszumerzenden Homosexuellen und es wird vermutet, dass MOGAL auch hinter Angriffen und dem Brandanschlag steht.

03.04.2012, Washington Post: Anti-gay group in Liberia issues hit list (Englisch).
04.04.2012, mandyf (Blog): hit list by MOGAL – Government turns blind eye (Englisch).

17.04.2012, Auch Toleranz ist afrikanisch: „Being Tolerant Is African, Too!“ by Monica Tabengwa
(Englisch; Artikel aus der Liberischen Zeitung „The New Dan“, ‚For too long, a narrow interpretation of „African tradition and culture“ has been used to exclude minorities, women, and children and to deny them their basic rights. Regrettably, President Sirleaf joins a number of African leaders who say that homosexuality is „un-African“ and against „traditional moral values, custom, and religion.“‚). By Monica Tabengwa

Amnesty International: Länderbericht Liberia 2012.

25.02.2012, Gay Liberia: Homosexuality in Liberia by Stop AIDS in Liberia (SAIL) (Englisch).
„The whole debate in Liberia on same sex marriage is a political farce. Politicians raise the issue to score cheap points. They can get the ignorant mob on their side easily. It is called Populism.“