Was ist 2015 aus LGBTI-Sicht passiert? Queeramnesty schaut zurück und ruft nochmals die wichtigsten positiven und negativen globalen Ereignisse in Erinnerung.

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TRANS* Malta hat eines der trans*freundlichsten Gesetze beschlossen. Damit können der Geschlechtseintrag und der Vorname in offiziellen Papieren selbst bestimmt werden. Auch in Irland stehen Trans*menschen in Zukunft weder psychiatrische Gutachten noch der Scheidungszwang bevor, um ihr Geschlecht offiziell anzupassen.

INTER* In Malta wurden Operationen an den Genitalien von Babys zwecks Zuteilung zu weiblich oder männlich verboten. Eltern dürfen darauf verzichten, ihrem Neugeborenen in der Geburtsurkunde ein Geschlecht zuzuweisen. Erst wenn das Kind 14 Jahre alt ist, muss ein Eintrag erfolgen.

EHEÖFFNUNG Schottland, Luxemburg, Grönland sowie das kleinste Land der Welt, die Pitcairninseln, haben die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet. In Nordirland hat sich das Parlament gegen die Eheöffnung ausgesprochen. Es ist damit der einzige Landesteil im Vereinigten Königreich, in dem die Ehe noch Mann und Frau vorbehalten ist. In Irland sprachen sich 62% der Ir_innen für die Eheöffnung aus. Es war die weltweit erste Volksabstimmung zu dieser Frage. Slowenien hat die europaweit vollständigste, umfassendste Gleichstellung im Eherecht beschlossen – inklusive Adoptionsmöglichkeit und ohne jegliche Benachteiligungen für gleichgeschlechtliche Eheleute. Der Oberste Gerichtshof in Mexiko hat entschieden, dass es verfassungswidrig ist, die Ehe gleichgeschlechtlichen Paaren vorzuenthalten und hat damit de facto die Eheöffnung für ganz Mexiko bewirkt. In den USA hat ebenfalls der Oberste Gerichtshof geurteilt, dass die Ehe in den ganzen USA auch gleichgeschlechtlichen Paaren offen steht. Nicht einmal für ein Partnerschaftsgesetz reichte es hingegen in Israel: Das Parlament lehnte es deutlich ab.

LGBT-FLÜCHTLINGE Die EU-Kommission hat angekündigt, eine europaweit einheitliche Regelung für die Behandlung der Asylanträge von LGBT-Flüchtlingen auszuarbeiten. Obwohl etliche Staaten die sexuelle Orientierung als Fluchtgrund anerkennen, gibt es immer wieder Urteile, nach denen LGBT-Flüchtlinge ausgeschafft werden.

PRIDES In St. Petersburg, Russland, konnte trotz der misslichen Lage queerer Menschen der Internationale Tag des Schweigens durchgeführt werden. Die Polizei hat die Teilnehmer_innen geschützt, die gegen die Diskriminierungen sexueller Minderheiten demonstrierten. Im Juni fand in Riga, Lettland, die EuroPride statt – zum ersten Mal in einem ehemaligen Staat der Sowjetunion und mit rund 5’000 Teilnehmer_innen. Queeramnesty war massgeblich daran beteiligt, dass die EuroPride stattfinden konnte und hat mit einer grossen Delegation mitdemonstriert. Die Istanbul Pride in der Türkei wurde mit massiver und brutaler Polizeigewalt kurz nach dem Start bekämpft. Viele der zehntausenden Teilnehmer_innen liessen sich aber nicht vertreiben und demonstrierten trotzdem weiter für ihre Rechte.

DIVERSES Der Alternative Nobelpreis ging dieses Jahr an die ugandische LGBTI-Aktivistin Kasha Jacqueline Nabagesera. Mit ihrer Organisation will sie die Öffentlichkeit über sexuelle Vielfalt aufklären und die Akzeptanz von LGBTI-Menschen vorantreiben. Mosambik hat die Strafe für homosexuelle Handlungen abgeschafft. Viele Aktivist_innen erhoffen sich, dass dies eine Signalwirkung auf andere afrikanische Länder hat, die noch mit viel Gewalt gegen queere Menschen vorgehen. Als erstes asiatisches Land hat Nepal explizit LGBTI-Rechte in der Verfassung festgeschrieben. So sollen sie vor Diskriminierung, Gewalt und Hate Speech geschützt sein. Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Partner_innen sind allerdings noch immer nicht möglich. (tk)

Dieser Artikel erschien im Queeramnesty-Magazin Nr.1.