Jahresbericht 2011 (Nov. 2010 bis Okt. 2011)
- 1. AKTIONEN IM MANDATSBEREICH (Litauen: Weiterer Schritt zur Kriminalisierung von Homosexualität, Mexiko: LGBT-Aktivist von der Polizei misshandelt und bedroht, Uganda: Mord an LGBT-Aktivist, Ungarn: Verbot der Pride-Parade in Budapest, UNO: Dokument zu sexueller Orientierung, Russland: Moskauer Behörden verbieten Gay Pride, Honduras: LGBTI-Aktivist bereits mehrfach bedroht, Kamerun: Freilassung von Jean-Claude Roger Mbede gefordert! Türkei: Aktionsanleitung für die Gleichstellung von LGBTI, Martin Ennals Award für Human Rights Defenders für Kasha Jacqueline Nabagesera)
- 2. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT (Nothilfekampagne, Theater Abflug, Filmfestival Pink Apple, Aktionstag für ein allgemeines Adoptionsrecht, Prides in der Schweiz / im benachbarten Ausland, Europride Roma, Fleeing Homophobia: Tagung in Amsterdam, Podiumsdiskussion im Rahmen von Queersicht)
- 3. AMNESTY INTERN (Treffen mit demTransgender Network Switzerland (TGNS), Focus Refugees, Generalversammlung von Amnesty International Schweiz, Queeramnesty-Fest, EIN HERZLICHER DANK AN ALLE, DIE UNS DIESES JAHR UNTERSTÜTZTEN!)
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Litauen: Weiterer Schritt zur Kriminalisierung von Homosexualität
Am 12.11.2010 wurde ein weiteres Gesetz gegen Homosexualität in der Öffentlichkeit in erster Lesung vom Parlament genehmigt. Dabei sollte auch jede Form von Veranstaltungen, wie z.B. Pride-Paraden, verboten werden. Amnesty schickte Protestbriefe ans litauische Parlament.
Mexiko: LGBT-Aktivist von der Polizei misshandelt und bedroht
Der Aktivist und Präsident einer HIV-Organisation José Ricardo Maldonado Arroyo engagiert sich seit Jahren gegen homophob motivierte Hassverbrechen und wurde schon früher Opfer von Polizeiwillkür und Bedrohungen. Im Rahmen einer polizeilichen Befragung in der Nacht vom 4. auf den 5.12.2010 wurde er stundenlang willkürlich festgehalten und misshandelt. Die Polizisten drohten ihm mit Repressalien, falls er über den Vorfall sprechen würde. Amnesty lancierte umgehend eine Urgent Action für José.
Uganda: Mord an LGBT-Aktivist
David Kato, Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit der Organisation für Sexuelle Minderheiten in Uganda wurde am 26.01.2011 in seinem Haus ausserhalb von Kampala von Unbekannten am Kopf schwer verletzt. Er verstarb noch auf dem Weg ins Spital. Amnesty forderte die Ugandischen Behörden auf, eine seriöse Untersuchung der Todesumstände des LGBT-Aktivisten zu gewährleisten. David Kato hatte erfolgreich gegen eine nationale Zeitung geklagt, welche ihn namentlich als Homosexuellen angeprangert hatte.
Ungarn: Verbot der Pride-Parade in Budapest
Am 18.02.2011 wurde die geplante Gay Pride verboten. In der Folge protestierten verschiedene Organisationen. Amnesty wies auf das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit sowie auf das Recht zur Nicht-Diskriminierung hin. Am 18.02.2011 erlaubte das Erste Gericht die Pride, die daraufhin im Juni stattfand. Leider kam es bei der Parade zu Angriffen auf die Teilnehmenden durch Rechtsradikale.
UNO: Dokument zu sexueller Orientierung
85 Staaten aus allen Regionen der Welt forderten mit einem Statement das Ende von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen an sexuellen Minderheiten. Im Menschenrechtsrat in Genf erhielt das Dokument eine so breite Unterstützung wie nie zuvor. 110 NGO’s lobten darauf in einer gemeinsamen Mitteilung die 85 Staaten für ihre Initiative.
Russland: Moskauer Behörden verbieten Gay Pride
Unter dem Vorwand, es sei eine grosse Zahl von Beschwerden eingegangen, lehnte Moskaus Bürgermeister den Bewilligungsantrag für die Gay Pride ab. Amnesty appellierte an die Moskauer Behörden, das Verbot aufzuheben. Die Pride wurde schliesslich kurzfristig bewilligt und fand am 28.05.2011 statt.
Honduras: LGBTI-Aktivist bereits mehrfach bedroht
Alexander David Sanchez Alvarez wurde am 08.06.2011 zum dritten Mal in diesem Jahr mit einer Waffe bedroht. Amnesty fürchtet um sein Leben und lancierte eine Urgent Action mit Briefen an die Justiz- und Menschenrechtsministerin und an den Generalstaatsanwalt von Honduras..
Kamerun: Freilassung von Jean-Claude Roger Mbede gefordert!
In einem Brief an den Präsidenten Kameruns forderte Amnesty dazu auf, die Verfolgung und Kriminalisierung von einvernehmlichen gleichgeschlechtlichen Beziehungen endlich zu beenden und alle wegen dem menschenrechtsverachtenden Gesetz Inhaftierten frei zu lassen. Konkret gefordert wurde die Freilassung von Jean-Claude Roger Mbede, der wegen einem SMS zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt wurde.
Türkei: Aktionsanleitung für die Gleichstellung von LGBTI
Anlässlich der Pride Week in Istanbul legte Amnesty einen umfassenden Bericht zur Situation von LGBTI in der Türkei vor, der sich insbesondere an das neue Parlament richtete. Nun forderte Amnesty seine Mitglieder noch einmal dazu auf, solidarisch den Schutz und die Rechte für die LGBTI-Community in der Türkei einzuforden, und bot dazu eine Aktionsanleitung.
Martin Ennals Award für Human Rights Defenders für Kasha Jacqueline Nabagesera
Am 13. Oktober 2011 erhielt Kasha Jacqueline Nabagesera in Genf als erste LGBT-Aktivistin den Martin Ennals Award. Die Auszeichnung gilt ihrem furchtlosen Einsatz für die Rechte der homo-, bisexuellen und Transgender-Gemeinschaften in Uganda. Immer wieder werden Queers in ihrem Heimatland diskriminiert, willkürlich festgenommen, rechtswidrig inhaftiert, auch gefoltert und misshandelt. Trotz Einschüchterungen und Drohungen gegen sie selber und trotz der Ermordung ihres schwulen Mitkämpfers David Kato im vergangenen Januar engagiert sich Kasha weiterhin in der Öffentlichkeit und in den Medien im In- und Ausland für die Rechte der LGBTI-Gemeinschaft. Mehrere AktivistInnen von Queeramnesty nahmen an der Preisverleihung teil.
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Nothilfekampagne
Anfang Februar hat Queeramnesty an mehreren Aktionen der von Amnesty lancierten Nothilfekampagne mitgewirkt. So wurden vor dem Zürcher Rathaus den Kantonsräten Nothilferationen und Informationsmaterial abgegeben. Vor der Stauffacherkirche wurden an einer Container-Woche vom 7. – 13. Februar Unterschriften für die Kampagne gesammelt.
Theater Abflug
Queeramnesty hat am 11./12.2.zusammen mit der Frauengruppe Zürich zwei Veranstaltungen des Theater Abflug am Kulturmarkt in Zürich organisiert. In diesem Theater ging es um die Ausschaffung von zwei afrikanischen Asylsuchenden. Ein Stück das unter die Haut geht, betroffen macht und motiviert, sich für eine menschenwürdige Asylpolitik einzusetzen.
Filmfestival Pink Apple
Bereits zum zweiten Mal hat Queeramnesty am Filmfestival in Zürich mitgewirkt. Vor dem Film „Quelques jours de répit“, welcher die Flucht eines iranischen, schwulen Paares durch Frankreich zeigt, wurde die LGBT-Menschenrechtssituation im Iran erläutert und Queeramnesty vorgestellt. Zum ersten Mal wurde im Programmheft und im Kino auch Werbung gemacht.
Aktionstag für ein allgemeines Adoptionsrecht
Am 07.05.2011 versammelten sich fast 2000 Personen auf dem Bundesplatz, um für das Adoptionsrecht in eingetragenen Partnerschaften und für ein Ende der diskriminierenden Verhältnisse für Regenbogenfamilien zu demonstrieren. Der Anlass wurde von allen wichtigen LGBTI-Organisationen der Schweiz, so auch von Queeramnesty und von zahlreichen SympathisantInnen unterstützt. Es war ein farbenfroher, berührender Tag, an dem sich die Schweizer LGBTI-Community spürbar vereint für ein Ende der Diskriminierung einsetzte!
Prides in der Schweiz / im benachbarten Ausland
Offpride: Queeramnesty war vom 26. – 29. Mai am alternativen, nichtkommerziellen Queerfest aktiv vertreten, bot einen Workshop zur weltweiten Situation von LGBTI an und beteiligte sich an einem Workshop zur Türkei.
Zürich Pride Festival: Auch am diesjährigen Pride Festival vom 15. – 17. Juni markierte Queeramnesty unübersehbar Präsenz mit einem bunten Wagen und vielen Leuten, die in den gelben Amnesty-T-Shirts mitmarschierten. Der Info-Stand von Queeramnesty war gut besucht und funktionierte als Treffpunkt für viele Aktive, Mitglieder und SympathisantInnen.
Genève Pride: An der Pride vom 2. Juli in Genf sind einige Aktive von Queeramnesty zusammen mit Mitgliedern des Groupe LGBT de Genève von Amnesty mitmarschiert. Damit konnten auch neue Kontakte in die Westschweiz geschlossen werden.
CSD Konstanz-Kreuzlingen: Am grenzüberschreitenden CSD vom 16. Juli, der auf einer sehr schönen Route durch die beiden Städte an den See führte, schritten ebenfalls Aktive von Queeramnesty mit. Auch da konnte das Thema LGBTI-Menschenrechte durch die Präsenz von Queeramnesty verstärkt öffentlich gezeigt werden.
Europride Roma
Gut 30 AktivistInnen und PolitikerInnen aus der Schweiz und Italien wurden anlässlich der Europride von der Schweizer Botschaft in Rom zu einem Empfang eingeladen. Botschaftminister Mauro Romano Reina unterstrich die Bedeutung des Engagements der Schweizer Aussenpolitik für Menschenrechte – auch für LGBTI.
Amnesty Italia betreute an der Europride einen grossen Stand und organisierte mehrere Diskussionen. An der Parade marschierten hinter dem grossen Amnesty-Wagen rund 100 AI-AktivistInnen mit, fast 50‘000 Aufkleber wurden verteilt. Die Vertreter von Queeramnesty konnten gute Vernetzungsarbeit mit den PartneraktivistInnen in Italien leisten.
Fleeing Homophobia: Tagung in Amsterdam
Die Konferenz befasste sich mit der Situation von LGBTI-Flüchtlingen, welche jedes Jahr zu Tausenden Schutz in Europa suchen. Die Anerkennung der Verfolgung aufgrund sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität als Asylgrund sowie ein breites Spektrum weiterer Aspekte wurde dabei beleuchtet. Queeramnesty war vor Ort. Jonathan präsentierte ein Paper.
Podiumsdiskussion im Rahmen von Queersicht
Am diesjährigen Queersicht Filmfestival mit dem Schwerpunkt Afrika wirkte Queer-amnesty an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Queer Refugees – Sexualität als Fluchtgrund“ mit.
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Treffen mit dem Transgender Network Switzerland (TGNS)
Letztes Jahr wurde die nationale Lobbyorganisation „Transgender Network Switzerland“ (TGNS) gegründet. Im März trafen sich AktivistInnen von Queeramnesty mit Mitgliedern von TGNS zu einem Informationsaustausch und zum Ausloten einer zukünftigen Zusammenarbeit. In vielen Ländern der Welt wurden in den letzten Jahren grosse Fortschritte für die Rechte und die Situation von Lesben und Schwulen erreicht. Transgender hingegen gehören weltweit immer noch zu den schwächsten und am meisten bedrohten LGBTI-Gruppen. Umso wichtiger ist eine nationale Lobbyorganisation als Ansprechpartnerin.
Focus Refugees
Die im letzten Jahr gegründete Untergruppe von Queeramnesty mit dem Schwerpunkt Asyl und Flüchtlingsbetreuung ist weiterhin sehr aktiv in ihren Bestrebungen zur verstärkten Sensibilisierung für Queer Refugees. Betroffene Asylsuchende erhalten persönliche Betreuung und Beratung von einem engagierten Freiwilligenteam.
Generalversammlung von Amnesty International Schweiz
Bei der GV in Solothurn am 16.04.2011 zeigte sich Amnesty besorgt über das zunehmend menschenrechtsfeindliche Klima in der Schweiz. Die Mitglieder riefen alle Parteien und PolitikerInnen dazu auf, im Wahlkampf konsequent auf fremdenfeindliche und diskriminierende Parolen zu verzichten. Die GV war der Auftakt für das Jubiläumsjahr von Amnesty. Die weltweit grösste Menschenrechtsorganisation feierte am 28.05.2011 ihren 50. Geburtstag!
Queeramnesty-Fest
Anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums von Amnesty organisierte Queeramnesty am 16.10.2011 in einer Waldhütte in Dübendorf, ZH ein Fest für alle Mitglieder, Aktiven und FreundInnen – als Dankeschön für die grosszügige Unterstützung, mit der sie unsere Arbeit möglich machen!
EIN HERZLICHER DANK AN ALLE, DIE UNS DIESES JAHR UNTERSTÜTZTEN!
Die Unterstützung unserer 450 Mitglieder, InteressentInnen und SpenderInnen ermöglicht uns den tatkräftigen Einsatz für die Rechte von LGBTI – danke für Euren Einsatz!