Die Polizei in Nord-Aceh hat am 27. Januar zwölf vermeintlich transgeschlechtliche Frauen willkürlich festgenommen, gedemütigt und gefoltert. Sie wurden zwar am folgenden Tag wieder freigelassen, sind jedoch schwer traumatisiert, einige haben ihre Arbeit verloren und andere sahen sich aus Angst um ihre Sicherheit zur Flucht gezwungen.

Polizeikräfte von Nord-Aceh durchsuchten am 27. Januar fünf Schönheitssalons – der Arbeitsplatz vieler transgeschlechtlicher Frauen in Indonesien – in der Provinz Aceh und nahmen zwölf Menschen fest. Der dortige Polizeichef brachte die zwölf in derselben Nacht in sein Büro und liess sie um 23 Uhr in demütigender Weise in der Hocke zu einem nahen Park gehen. Als eine der transgeschlechtlichen Frauen sich weigerte, gab der Polizeichef einen Warnschuss in die Luft ab, um sie zu ängstigen.

Dann unterwarf die Polizei sie «Strafen»: Sie zwang sie z.B. im Park auf dem Boden herumzurollen und ihr Haar abzuschneiden – offenbar um sie «männlicher» zu machen. Die Polizei zwang die zwölf zudem, sich halbnackt auszuziehen. Dabei brüllten sie die Betroffenen an und begleiteten ihre Anweisungen mit Tritten in den Rücken. Der Polizeichef von Nord-Aceh wies die Betroffenen an, «wie ein Mann» zu brüllen und schlug eine der Betroffenen mit einer Sandale ins Gesicht. Nach zwei Stunden der Demütigungen vor der im Park versammelten Menschenmenge, brachte die Polizei die zwölf auf die Polizeiwache zurück und zwang sie, ohne Matratzen in durchnässten Shorts auf dem kalten Boden zu schlafen.

Ehe sie ohne Anklage am Nachmittag des 28. Januar wieder freigelassen wurden, lud die Polizei einen muslimischen Geistlichen ein, um den Betroffenen eine Predigt zu halten. Der Geistliche sagte ihnen, dass es «wegen der Natur einer transgeschlechtlichen Person» in Ordnung sei, «Transgeschlechtliche oder andere LGBTIs zu töten» und dass sie böser seien als Ungläubige. Die Polizei liess die zwölf zudem ein Dokument unterschreiben, das sie zuvor nicht lesen durften. Später wurde bestätigt, dass dies eine «Vereinbarung» gewesen sei, «sich nicht wie eine Frau zu verhalten» und sich nicht wegen polizeilichem Fehlverhalten zu beschweren. Aufgrund der öffentlichen Demütigung, der körperlichen Misshandlung und den Drohungen durch Beamte, sowie der traumatischen Wirkung, den dieser Angriff gegen den Ausdruck der Geschlechtlichkeit und die Geschlechtsidentität auf die Betroffenen hatte, geht Amnesty International davon aus, dass ihre Misshandlung der Folter gleichkommt.

Interne Ermittlungen der Regionalen Polizei in Aceh untersuchen derzeit das Fehlverhalten des Polizeichefs von Nord-Aceh. Die Betroffenen sind nach dem Vorfall schwer traumatisiert und manche können ihre Familie nicht mehr ernähren, da sie ihre Arbeit verloren haben. Aufgrund der Drohungen von NachbarInnen und Familienangehörigen und weil eine Betroffene getreten und mit einem Stein beworfen wurde, sind einige Betroffene geflüchtet und suchen nun für sich einen sichereren Ort in Indonesien.

WEITERE INFORMATIONEN

» Pressemitteilung von Amnesty zum Fall

ONLINE-PETITION

Unterzeichnen Sie unsere Online-Petition an den Polizeichef:

[emailpetition id=“25″]

WEITERE EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE, TWITTERNACHRICHTEN ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte stellen Sie sicher, dass eine unabhängige, unparteiische und wirksame Untersuchung zusätzlich zu der internen Untersuchung durchgeführt wird, das Ergebnis veröffentlicht wird und die Täter vor Gericht gestellt werden.
  • Leisten Sie bitte allen Betroffenen Entschädigungen und stellen Sie für sie und ihre Familienangehörigen wirksamen Schutz vor Drohungen gegen ihre Leben und ihre Sicherheit, sowohl seitens der örtlichen Polizei als auch der örtlichen Bevölkerung, bereit.
  • Respektieren Sie bitte Indonesiens internationale menschenrechtliche Verpflichtungen und ergreifen Sie Schutzmassnahmen. Untersuchen und beenden Sie Transfeindlichkeit, geschlechtsspezifische Gewalt und die Kriminalisierung von Personen aufgrund des Ausdrucks der Geschlechtlichkeit, ihrer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung.

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch, Bahasa Indonesia oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 4. April 2018 keine Appelle mehr zu verschicken.

APPELLE AN

POLIZEICHEF
General Pol. H.M. Tito Karnavian
National Police Headquarters
Jl. Trunojoyo No.3, Kebayoran Baru
Jakarta Selatan 12110
INDONESIEN
Fax: (00 62) 217 200 669 / (00 62) 217 218 741
E-Mail: mabes@polri.go.id
Twitter: @DivHumasPolri
(Anrede: Dear General / Sehr geehrter Herr General)

LEITER DER NATIONALEN POLIZEI KOMMISSION
Mr. Wiranto
National Police Comission Office
Jl. Tirtayasa VII No.20 Kebayoran Baru
Jakarta Selatan 12160
INDONESIEN
Fax: (00 62) (0)21 7392317
E-Mail: sekretariat@kompolnas.go.id
Twitter: @kompolnas_ri
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)

KOPIEN AN

VORSITZENDER DER NATIONALEN MENSCHENRECHTSKOMMISSION (KOMNAS HAM)
Mr. Ahmad Taufan Damanik
Komnas HAM Office
Jl. Latuharhary No. 4B Menteng
Jakarta Pusat 10310
INDONESIEN
Fax: (00 62) 21 39 25 227
E-Mail: pengaduan@komnasham.go.id
Twitter: @komnasham

Ambassade de la République d’Indonésie
Elfenauweg 51
3006 Berne
Fax: 031 351 67 65
E-mail: bern.kbri@kemlu.go.id