Der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump hat seit seinem Amtsantritt am 20. Januar keine Zeit verloren, die queerfeindlichen Positionen grosser Teile seiner Wählerschaft umzusetzen. Mit einer Fülle von Dekreten, von denen viele bereits gerichtlich angefochten werden, macht er insbesondere trans Menschen das Leben schwer. So hat er etwa die staatliche finanzielle Unterstützung für die medizinische, soziale und psychologische Begleitung von trans Jugendlichen unter 19 Jahren gestrichen. Spitäler und Hochschulen, die in diesem Bereich forschen, sollen keine Bundesgelder mehr erhalten. Und das Verbot für trans Menschen, im Militär zu dienen, soll wieder eingeführt werden.
Mit einem anderen Dekret anerkennt die US-Regierung ab sofort nur noch die Geschlechter Mann und Frau, was zur Folge hat, dass der 2021 eingeführte dritte Geschlechtseintrag «X» im US-Pass wieder verschwinden wird. Auch ist es trans Mädchen künftig verboten, an Schulen und Universitäten in Frauenmannschaften anzutreten. Trump hat sogar bereits angekündigt, dass trans Athlet*innen für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles keine Visa erhalten werden.
Queeramnesty hat bereits Anfragen von trans Menschen aus den USA zum Asylverfahren in der Schweiz erhalten.
Wie viel von all dem der neue Präsident am Ende durchsetzen kann, werden wohl weitgehend die Gerichte entscheiden. Dennoch ist das alles höchst beunruhigend und hat für die Betroffenen schon jetzt reale Konsequenzen. So hat Queeramnesty bereits Anfragen von trans Menschen aus den USA zum Asylverfahren in der Schweiz erhalten. Und Hassdelikte an queeren Menschen nehmen seit einigen Jahren zu – parallel zur immer schrilleren Polit-Rhetorik.
Auf den ersten Blick scheint sich der antiqueere Furor primär auf Themen der Geschlechtsidentität zu konzentrieren. Doch das täuscht: Trump will sämtliche Inklusionsmassnahmen beenden, die dazu beitragen sollen, die Rechte und Möglichkeiten von Minderheiten aller Art zu stärken. Die Bücherverbote in republikanisch kontrollierten Bundesstaaten, die schon seit Jahren auch queere Werke treffen, dürften ungebremst weitergehen.
Und nicht wenige von Trumps ultrakonservativen Anhänger*innen träumen bereits davon, die Ehe für alle in den USA wieder zu kippen. Sie wurde 2015 vom Obersten Gericht für das ganze Land eingeführt. Und könnte wohl von der gleichen Instanz, die inzwischen fest in der Hand der Konservativen ist, auch wieder abgeschafft beziehungsweise in die Hoheit der einzelnen Bundesstaaten übergeben werden, wie das schon mit der Abtreibung geschehen ist. Es entstünde dann auch in diesem Bereich ein chaotischer Flickenteppich.
Dies alles illustriert, wie fragil die Gleichstellungserfolge der letzten Jahrzehnte sind.
Für queere Menschen in den USA sind harte und höchst unsichere Zeiten angebrochen. Dies illustriert, wie fragil die Gleichstellungserfolge der letzten Jahrzehnte sind. Denn auch in Europa legen jene politischen Kräfte immer mehr zu, die sich in den USA nun durchgesetzt haben. Die queere Community wird in den kommenden Jahren wohl viel Energie brauchen, nur schon das zu erhalten, was sie sich bisher erkämpft hat.