Haiti: LGBTI-AktivistInnen der Gruppe Kouraj in Gefahr – Urgent Action

URGENT 26.11.2013: Überfall auf Büro und Mitglieder der LGBTI-Organisation Kouraj – Urgent Action

update 06.08.2013 Religiöse Gruppen haben für den Dienstag 6. August in der Stadt Les Cayes zu einer weiteren Demonstration gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle (LGBTI) aufgerufen. Seit dem 19. Juli haben in Haiti bereits zwei Protestveranstaltungen gegen Homosexuelle stattgefunden.

Bitte Brief schreiben, mailen, faxen: Musterbrief unten / Urgent Action Amnesty Schweiz
(Anleitung, UA 186-13, AMR 36/014/2013< ! und Musterbrief>)

Aktivist der LGBTI-Gruppe Kouraj am IDAHO 2012. (Kouraj: Haitianisches Kreolisch für „courage“ – Mut).

AktivistInnen der Gruppe Kouraj, die sich für die Rechte haitianischer Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen (LGBTI) einsetzt, haben Drohungen, die in Verbindung mit ihrer Arbeit stehen, erhalten. Die Drohungen kommen zusammen mit einer Demonstration gegen „Homosexuelle in Haiti“, 19. Juli, der sich gegen Pläne der Parlaments für eine gleichgeschlechtliche Ehe richtete.

Amnesty International fordert vom Polizeidirektor Godson Orélus und vom Justizminister Jean Renal Sanon,

  • eine unabhängige, umfassende und unparteiische Untersuchung der Drohungen gegen Charlot Jeudy und AktivistInnen von Kouraj; sowie die Veröffentlichung der Ergebnisse und die Einleitung von Gerichtsverfahren gegen die Verantwortlichen.
  • umgehend angemessenen Schutz für Charlot Jeudy und die weiteren Kouraj-AktivistInnen unter Berücksichtigung ihrer Anliegen.
  • nicht zu vergessen, dass MenschenrechtsverteidigerInnen das Recht haben, ihrer Arbeit ohne ungerechtfertigte Einschränkungen oder Furcht vor Vergeltungsmassnahmen nachzugehen, wie in der UN-Erklärung zum Schutz von MenschenrechtsverteidigerInnen festgelegt.

Webseite: LGBTI-Gruppe Kourai (Französisch, Englisch, Haitianisch).

Medien:
Anti-Gay Protest Draws More Than 1,000 Demonstrators.
des milliers de personnes dans la rue contre l’homosexualité.

Amnesty International: Länderbericht Haiti 2013 und 2012 und 2011.

Haiti:
In Obdachlosen-Camps vor sexueller Gewalt schützen (Mrz 2010)
Dont Turn Your Back on Girls – Stopp sexuelle Gewalt gegen Minderjährige (Juni 2009)

Lateinamerika und Karibik:
Karibik: Aufruf, die Rechte von LGBTI zu respektierern (Aug 2013)
Honduras: Transaktivistin, demokratische Juristin und Indigener Führer ermordet (Juli 2013)
URGENT Kolumbien: Morddrohungen gg LGBTI und Gewerkschafter (Juli + Aug 2013)
Peru: Kongress schliesst LGBTI vom Gesetz über Hassverbrechen und Opferhilfe aus (Juli 2013)
Jamaika: zwitschern wir der Premierministerin Simpson-Miller den IDAHOT ins Ohr (Mai 2013)
Uruguay: Gleichgeschlechtliche Ehe ist ein wichtiger Schritt in Amerika (Apr 2013)
Honduras: Todesdrohungen gegen LGBTI-Aktivisten Patricio Vindel (Feb 2013)
Chile: Karen Atala Riffo, nach acht Jahren Kampf endlich glückliche lesbische Mutter – Daniel Zamudio, zu Tode geprügelter schwuler Aktivist – Grosse Anteilnahme und Solidarität (Mrz 2012)
Mexiko: LGBT-Aktivist Quetzalcoatl Leija Herrera in Chilpancingo, Guerrero ermordet (Mai 2011)
CIDH: Interamerikanische Kommission für Menschenrechte eröffnet LGBTI-Abteilung (Nov 2011)
Peru: LGBT-Aktivist Alberto Juan Osorio Castillo ermordet (Okt 2010)
Lateinamerika heute: Homo-Ehe in Argentinien und Hassmorde an Transgender (Juli 2010)
Peru / Südamerika: Transgender weiterhin besonders gefährdet (Feb. 2010)
Lateinamerika: LGBTI-Anerkennung ILGA-LAC-Konferenz zeigt Fortschritte (Jan. 2010)

Aktionsinformationen
und Musterbrief

TOPUrgent Action Haiti – HintergrundEmpfohlene AktionenMusterbrief

Haiti: AktivistInnen der Gruppe LGBTI-Kouraj in Gefahr, Urgent Action UA 186-13, AMR 36/014/2013, 19. Juli 2013.

AktivistInnen der Gruppe Kouraj, die sich für die Rechte haitianischer Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen (LGBTI) einsetzt, haben Drohungen, die in Verbindung mit ihrer Arbeit stehen, erhalten. Die Drohungen scheinen sich auf eine Demonstration gegen „Homosexuelle in Haiti“, die für den 19. Juli geplant ist, zu beziehen.

Die haitianische Koalition religiöser und moralischer Organisationen (Coalition haïtienne des organisations religieuses et morales) rief öffentlich zu einer Demonstration gegen Homosexualität und die drohende Ausweitung der Rechte von LGBTI-Menschen in dem Land auf. Seitdem der Aufruf zu der Demonstration am 26. Juni verbreitet wurde, hat die haitianische Organisation Kouraj Drohungen erhalten. Die Organisation setzt sich dafür ein, das Bewusstsein für die LGBTI-Rechte zu schärfen und eine öffentliche Debatte über die Stigmatisierung von Homosexuellen auf Haiti auszulösen. Sie hat Flugblätter in ihren Räumlichkeiten in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince erhalten, die Warnungen und Aufforderungen an die Organisation enthielten, ihre Aktivitäten zu beenden. Auf den Flugblättern hiess es beispielsweise „wir brauchen keine Gruppen wie Kouraj auf Haiti“ („pas besoin de groupes comme Kouraj en Haïti“).

Einige der Drohungen richten sich gegen Charlot Jeudy, den Vorsitzenden von Kouraj. Eine der Aussagen der Flugblätter, die in den Räumlichkeiten der Organisation hinterlassen wurden, war „Wenn Charlot nicht den Mund hält, werden wir dafür sorgen, dass er still bleibt“ (si Charlot ne ferme pas sa gueule, on va lui fermer“ [sic]). Er erhielt auch anonyme Anrufe, in denen Homosexuelle beschuldigt werden, der Grund für die Probleme des Landes zu sein sowie für das Erdbeben im Jahre 2010, bei dem 200.000 Menschen zu Tode kamen. Ausserdem erhielt er Drohungen auf seiner Facebook-Seite.

Aus Angst um ihre Sicherheit haben Kouraj-AktivistInnen beschlossen, ihr Büro zu schliessen.

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Hintergrundsinformationen

Kouraj (Haitianisches Kreolisch für „courage“ – Mut) wurde 2009 unter dem Namen „Amis-Amis“ (Freunde-Freunde) gegründet und im Dezember 2011 in Kouraj umbenannt. Es handelt sich um AktivistInnen, die sich für die Förderung der Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen (LGBTI) auf Haiti einsetzen und ein öffentliches Bewusstsein für die Diskriminierung und die Stigmatisierung ihrer Gemeinschaft schaffen wollen. AktivistInnen von Kouraj berichteten Amnesty International, wie sich die Situation von LGBTI-Menschen seit dem Erdbeben am 12. Januar 2010 verschlechtert hat, besonders dadurch, dass viele religiöse Gruppen aus Nordamerika nach Haiti gekommen sind. Viele dieser religiösen Gruppen nennen Homosexualität auf Haiti als einen der Gründe für das Erdbeben und den Ursprung der Probleme des Landes.

Nach dem Erdbeben im Jahre 2010 wurden 2,3 Millionen Haitianer obdachlos und hatten keine andere Alternative, als sich selber Unterkünfte zu errichten, wo sie nur konnten. Laut Kouraj waren LGBTI-Menschen oder Personen, die als solche betrachtet wurden, in den Flüchtlingslagern oft Opfer von Diskriminierung. Viele Flüchtlinge mussten sogar an Orte fliehen, in denen sie noch mehr gefährdet waren.

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Empfohlene Aktionen

Schreibt bitte E-Mails, Faxe oder Luftpostbriefe mit folgenden Forderungen (SOFORT, aber nicht später als am 30. August 2013):

  • Führen Sie bitte eine unabhängige, umfassende und unparteiische Untersuchung der Drohungen gegen Charlot Jeudy und AktivistInnen von Kouraj durch. Sorgen Sie bitte dafür, dass die Ergebnisse veröffentlicht und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.
  • Ich fordere Sie hiermit höflich auf, Charlot Jeudy sowie die weiteren Kouraj-AktivistInnen umgehend angemessen zu schützen und dabei ihre Anliegen zu berücksichtigen.
  • Ich möchte Sie daran erinnern, dass MenschenrechtsverteidigerInnen das Recht haben, ihrer Arbeit ohne ungerechtfertigte Einschränkungen oder Furcht vor Vergeltungsmassnahmen nachzugehen, wie in der UN-Erklärung zum Schutz von MenschenrechtsverteidigerInnen festgelegt.

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Musterbrief Deutsch:

Sehr geehrter Herr Polizeidirektor,

mit grosser Sorge habe ich erfahren, dass AktivistInnen der Organisation Kouraj, darunter der Vorsitzende Herr Charlot Jeudy, Drohungen erhalten haben, die in Verbindung mit ihrer Arbeit stehen.

Fuehren Sie bitte eine unabhaengige und umfassende Untersuchung der Drohungen durch. Sorgen Sie bitte dafuer, dass die Ergebnisse veroeffentlicht und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

Ich fordere Sie hiermit hoeflich auf, Charlot Jeudy sowie die weiteren Kouraj-AktivistInnen umgehend angemessen zu schuetzen.

Ich moechte Sie daran erinnern, dass MenschenrechtsverteidigerInnen das Recht haben, ihrer Arbeit ohne ungerechtfertigte Einschraenkungen oder Furcht vor Vergeltungsmassnahmen nachzugehen, wie in der UN-Erklaerung zum Schutz von MenschenrechtsverteidigerInnen festgelegt.

Mit freundlichen Gruessen

Adressen:

POLIZEIDIREKTOR,
Godson Orélus,
Directeur Général de la PNH,
Police Nationale d’Haiti,
Port-au-Prince,
HAITI.
E-Mail: godore68@hotmail.com
(Anrede: Monsieur le directeur / Dear Director / Sehr geehrter Herr Polizeidirektor)

MINISTERIUM FÜR JUSTIZ UND ÖFFENTLICHE SICHERHEIT,
Jean Renal Sanon,
Ministre de la Justice et de la Sécurité,
18 avenue Charles Summer,
Port-au-Prince,
HAITI.
E-Mail: secretariat.mjsp@yahoo.com

Kopien:

Kopien als Solidaritätsbekundung an Kouraj
E-Mail: info@kouraj.org

Ambassade de la République d’Haïti,
Rue Théodule-Ribot 10,
F – 75017 Paris.
Fax: 00331/ 42 27 02 05
E-mail: ambhaitiparis@orange.fr