Die TV-Serie «When we Rise» erzählt die Geschichte des LGBT-Freiheitskampfs in den USA – von Stonewall bis zur Eheöffnung.

An den Prides in Zürich und anderswo auf der Welt gedenkt die LGBT-Community jenen Tagen im Sommer 1969, als Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transmenschen sich in der New Yorker Stonewall-Bar erstmals gegen eine Razzia wehrten und der Polizei anschliessend tagelang Strassenschlachten lieferten. Doch dieses Aufbegehren war erst der Anfang eines langen, hartnäckigen Ringens um gleiche Rechte und die Freiheit, sich selbst sein zu können.

«When we Rise» erzählt dieses Ringen als Dokudrama – von den Protestmärschen der 70er-Jahre in den Strassen von San Francisco bis zum Entscheid des Obersten Gerichts 2015 in Washingon DC, die Ehe landesweit für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen. Verantwortlich für die Story ist Dustin Lance Black, der für sein Drehbuch zu «Milk» 2009 einen Oscar gewann, und nun diese Mini-Serie für den US-TV-Sender ABC entwickelt hat. Dabei gelang es ihm, Stars wie Guy Pearce, Mary-Louise Parker oder Whoopi Goldberg für Rollen zu gewinnen; «Milk»-Regisseur Gus van Sant führte bei zwei Episoden Regie.

Im Zentrum stehen die Aktivist_innen Cleve Jones, Roma Guy und Ken Jones; entlang ihrer Lebensgeschichten erzählt Black von 40 Jahren LGBT-Freiheitskampf in den USA. Sie alle treffen als junge Leute im San Francisco der 70er-Jahre erstmals aufeinander und unterstützen Harvey Milk, der als erster offen lebender Schwuler in den Stadtrat von San Francisco gewählt, jedoch 1978 von einem ehemaligen Stadtratskollegen erschossen wird. Besonders hart trifft dies Cleve Jones, der während seines Studiums als Volontär für Milk arbeitet und nach dessen Ermordung selbst zu einem prominenten Aktivisten wird.

Enttäuschender Bill Clinton, hilfreicher Barack Obama

Kaum sind die ersten Freiheiten erkämpft, trifft AIDS die Community in den 80er-Jahren wie ein Keulenschlag. Links und rechts sterben Liebhaber und Freunde, derweil die republikanisch dominierte US-Regierung unter Ronald Reagan jahrelang so tut, als wäre nichts. Erst unter dem Demokraten Bill Clinton beginnt sich die Lage in den 90er-Jahren zu bessern. Dennoch ist dieser letztlich eine grosse Enttäuschung für die LGBT-Community, entsteht unter ihm doch «Don’t ask, don’t tell» – ein Gesetz, das es Schwulen erlaubt, im Militär zu dienen, solange sie sich nicht zu erkennen geben – sowie der «Defense of Marriage Act» (Doma), der es der Bundesregierung verbietet, in den einzelnen Bundesstaaten geschlossene gleichgeschlechtliche Ehen anzuerkennen.

Diese Gesetze werden erst in der Amtszeit von Barack Obama gekippt, der nicht nur als erster schwarzer Präsident in die Geschichte eingeht, sondern auch als erster Präsident, der sich offen für die Ehe von gleichgeschlechtlichen Paaren ausspricht und engagiert. Nachdem Doma 2013 vom Obersten Gericht für verfassungswidrig erklärt wird, werden die in immer mehr Bundesstaaten mittlerweile erlaubten Ehen von Lesben und Schwulen auch national anerkannt. 2015 öffnet das Oberste Gericht die Ehe schliesslich landesweit für gleichgeschlechtliche Paare und beendet damit einen jahrzehntelangen, erbittert geführten Kulturkampf.

Werbeplakat für «When we Rise». (Alle Bilder: American Broadcasting Companies)

«When we Rise» erzählt diese Entwicklungen immer aus der Perspektive von Cleve Jones, Roma Guy und Ken Jones (je nach Lebensalter von zwei verschiedenen Schauspieler_innen dargestellt), die selbst einige Schicksalsschläge in ihrem Leben zu verkraften haben und sich durchaus nicht immer einig sind, welcher der beste Weg vorwärts ist. Dustin Lance Black recherchierte vier Jahre lang für das Drehbuch und sprach intensiv mit den Aktivist_innen. Cleve Jones attestiert ihm denn auch, dass seine kleinen dramaturgischen Änderungen die reale Geschichte nicht verwässern oder verfälschen. Auch sonst bekam die Mini-Serie weitgehend positive Kritiken. Black hofft, dass die Geschichte dieses Freiheitskampfs nicht nur jene anspricht, die ihn selbst erlebt und gekämpft haben, sondern auch alle anderen. «Ich glaube, dass die meisten Menschen, auch jene, die Donald Trump gewählt haben, sich in die Geschichten dieser real existierenden Familien hineinversetzen können», sagte er der «New York Times».

Das Timing der Erstausstrahlung im Februar hätte jedenfalls kaum passender sein können, sieht doch die LGBT-Community viele der erkämpften Errungenschaften durch die neue US-Regierung unter Trump in Gefahr. Die Serie zeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen – und dass man sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen sollte.

«When we Rise» kann via amazon.de gestreamt werden (Original mit Untertitel), die ganze Serie in HD kostet 19,99 Euro.