Bulgarien: Behörden müssen Angriffe gegen LGBT-AktivistInnen untersuchen

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Am 18. Juni wurden im Anschluss an die Pride Parade in Sofia fünf freiwillige Mitarbeitende der Pride von einer Gruppe Unbekannter angegriffen. Drei von ihnen erlitten leichte Verletzungen. Die Opfer vermuten, dass sie von den Angreifern verfolgt wurden, nachdem sie die Pride verliessen.

Die OrganisatorInnen der Sofia Pride riefen die Behörden dringend auf, effektiven und adäquaten Schutz für LBGT-Menschen in Bulgarien zu gewährleisten.
Amnesty International unterstützt diese Forderungen!
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Bulgarien Behörden müssen Angriffe gegen LGBT-AktivistInnen untersuchen

Am 18. Juni wurden im Anschluss an die Pride Parade in Sofia fünf freiwillige Mitarbeitende der Pride von einer Gruppe Unbekannter angegriffen. Drei von ihnen erlitten leichte Verletzungen. Die Opfer vermuten, dass sie von den Angreifern verfolgt wurden, nachdem sie die Pride verliessen.

„Es handelt sich offensichtlich um ein Hassverbrechen, doch die Polizei ist nicht fähig, es als solches anzuschauen. Dies ist das grösste Problem“, sagte einer der Aktivisten, Kaloyan Stanev, gegenüber Amnesty International.

Da das bulgarische Strafrecht sexuelle Orientierung nicht als einen Motivationsgrund für ein Verbrechen anerkennt, sind die Opfer besorgt, dass die durch Hass gegen LGBT-Menschen motivierte Tat nicht adäquat untersucht wird.

Hassverbrechen (hate crimes) bedeuten einen besonderen Angriff auf die menschliche Würde und müssen prompt, unabhängig, unparteiisch und genau untersucht und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Amnesty International fordert die bulgarischen Behörden auf, den Angriff öffentlich zu verurteilen und ihre Unterstützung für die LGBT-RechtsaktivistInnen auszudrücken.

„Müssen wir darauf warten, dass jemand umgebracht wird, damit verstanden wird, dass ein Problem vorliegt? Wir sind heil davongekommen, aber beim nächsten Mal könnte jemand von uns nicht so viel Glück haben“, sagte Aktivist Svetoslav Pashov zu Amnesty International.

Der Überfall passierte im Zentrum von Sofia, nachdem die fünf Pride-Freiwilligen ungefähr 45 Minuten gegangen waren und das polizeilich bewachte Pride-Areal hinter sich gelassen hatten.

Einer der Aktivisten rief die Polizei, welche sofort am Tatort erschien. Die Aktivisten schilderten der Polizei den Vorfall. Sie erklärten, dass sie angegriffen wurden, weil sie LGBT-Aktivisten seien, und dass es sich bei dem Angriff um ein Hassverbrechen handle. Gegenüber Amnesty International sagten sie, dass die Polizei das Verbrechen untersuchen werde. Jedoch, erklärten sie, habe man ihnen als Opfer keinerlei Unterstützung angeboten und ihnen auch nicht offeriert, sie sicher nach Hause zu geleiten.

„Dies ist kein Einzelfall. In den vergangenen fünf Jahren haben Gangs in Sofias zentralen Quartieren wiederholt Personen verprügelt, die ‚schwul aussahen‘. Das hat aber nicht dazu geführt, dass die Behörden den Schutz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Trans*-Menschen in Bulgarien gewährleisten und bemüht sind, weitere Hassverbrechen zu verhindern“, sagte einer der attackierten LGBT-Rechtsaktivisten, Dimitar Dimitrov.

Mehr als 1000 Personen nahmen an der vierten Sofia Pride Parade vom 18. Juni teil. Die Parade war ausreichend beschützt von der Polizei, und die OrganisatorInnen zeigten sich zufrieden mit der polizeilichen Kooperation und der gewährleisteten Sicherheit während der Pride.

Die OrganisatorInnen der Sofia Pride riefen die Behörden dringend auf, effektiven und adäquaten Schutz für LBGT-Menschen in Bulgarien zu gewährleisten.

Amnesty International Presse Release EUR 15/001/2011, 19 June 2011:
Bulgarian authorities must investigate attack against lesbian, gay, bisexual and transgender rights activists (Englisch, PDF)