Bachelorarbeit: Trans* Menschen und Soziale Arbeit

< ! img src="../pics/Trans_CH_200.png" class="thbl"> An der Fachhochschule St. Gallen (Institut für Soziale Arbeit IFSA-FHS) legte Jack Walker eine Bachelorarbeit vor, die Frage nachgeht, welchen Beitrag die Soziale Arbeit zur Verbesserung der Lebensumstände von trans* Menschen in der Schweiz leisten kann (oder könnte). < !mit welchen spezifischen Problemlagen sich trans* Menschen in der Schweiz konfrontiert sehen und welchen Beitrag die Soziale Arbeit zur Verbesserung ihrer Lebensumstände leisten kann. >

Das Verdienst der Abschlussarbeit des angehenden Sozialarbeiters liegt in den vielen Befragungen von Transpersonen und deren Begleiter_innen und in der der umfassenden Beleuchtung wohl fast aller Aspekte des Themenbereichs. Dies zeigt sich im schieren Umfang (108 Seiten, jedoch mit vielen Wiederholungen), im wissenschaftlichen Vokabular (weniger in der analytischen Tiefe und Stringenz) und im umfassenden Anmerkungs- und Quellenapparat.
Seine wesentlichen Schlussfolgerungen:

  • Unter der Klassifizierung von Transsexualität als „Krankheit“ leiden Betroffene. Der Autor befürwortet die Kategorie „Körperliche Beeinträchtigung“: Transsexuelle würden so nicht mehr pathologisiert, die Krankenkassen hingegen weiterhin die medizinischen Kosten tragen. Dies steht im Einklang mit der Kampagne „Stop Trans Pathologization (STP 2012)“ für die Entpathologisierung der Trans*-Identitäten.
  • Er stellt diverse Stigmatisierungen, Diskriminierungen und eine Vielzahl von Herausforderungen und Belastungen fest.
  • Er ist überzeugt, dass Sozialarbeitende die Lebensbedingungen durch Begleitung in der akuten Phase der Transition (Case Management) und durch Unterstützung Einzelner und von Gruppen in der latenten Phase (Empowerment) verbessern könnten – im Gegensatz zu den dazu noch nicht befähigten medizinischen Fachpersonen.
    (Dies mag erstaunen, dass angesichts der vielen Schwierigkeiten gerade Sozialarbeiter_innen als potentiell stützend wahrgenommen werden; Psychologen und Psychologinnen werden als unterstützende Personen gar nicht in Betracht gezogen.)
  • Er sieht Sozialarbeitende als Träger_innen oder Initator_innen von gesetzlichen Veränderungen.
  • Er befürwortet die Einrichtungen von niederschwelligen Angeboten, um Suizidalität und Drogen- wie Akoholmissbrauch einzuschränken.
  • Er ist überzeugt, dass die Emanzipation der Trans*-Identitäten nach den vielen bereits durchlebten Emanzipationen unserer Gesellschaft eher einfach sein werde, und dass die Thematik eine grosse Faszination ausübe.

Der Autor regt zum „Stolpern“ an, braucht „Cis* Menschen“ und „cissexuell“ (diesseits) als Gegenbegriffe zu „Trans* Menschen“ und „transsexuell“ (jenseits), ohne allerdings die Herkunft des vor 20 Jahren von Volkmar Sigusch eingeführten und in der dt. Literatur seither wenig gebrauchten „Zissexuellen“ (Eng: Cisgender) zu kennen. Einen differenzierden, offene Sprachgebrauch kennt Jack Walker allerdings nur für Transpersonen. „Aerztinnen, Psychologinnen, Sozialpsycholginnen und oder andere Personen weiblichen Geschlechts sucht man vergebens in der Arbeit.
Ein ernsthafter Blick in das Wörterbuch Soziale Arbeit und Geschlecht, DAS Standardwerk von Gudrun Ehlert et al, hätten genügt das eine oder andere klarer auszudrücken odr klarer zu verstehen.

Der Autor braucht als Titelgrafik für seine Abschlussarbeit ein eingeschwärztes Transgenderzeichen vor einem verkürzten (unechten) Schweizer Kreuz, das ganze wuchtig schwarz eingerahmt, wie eine Todesanzeige. Aus Respekt haben wir das originale, farbige Transgendersymbol gewählt und das korrekte Kreuz daneben gesetzt. Die mutige und wichtige Arbeit auf Transgender-Network Switzerland selber lesen:
< !a href="/docs/BA_Trans_Menschen_und_Soziale_Arbeit_Jack_Walker.pdf" target="BA_Trans_Menschen_und_Soziale_Arbeit_Jack_Walker"> Jack Walker -Trans* Menschen und Soziale Arbeit
(BA, PDF, 112 p, 860 kB) < ! q2: http://www.gwhf.ch/joomla/files/Ver%C3%B6ffentlichte_Bachelorarbeit_Trans_Menschen_und_Soziale_Arbeit_Jack_Walker.pdf>

Jessica Lach: Soziale Arbeit mit Homosexualität und Geschlechteridentitäten im Vergleich Deutschland / Finnland; 2011; HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen (Soziale Arbeit) title= Weiter Arbeit zum Thema: Jessica Lach: Soziale Arbeit mit Homosexualität und Geschlechteridentitäten im Vergleich Deutschland / Finnland
(leider B.o.D, 2011)

Studie: Diskriminierung von Trans und Intersex Meschen in Europa Hinweis: vor Kurzem erschienen (und der Übersetzung ins Deutsche harrend) der umfassende Bericht zur Lage von Transgender und Intersex in Europa: Trans and Intersex People in Europe (Englisch, PDF, 108 p, 3 MB)
Summary bei MigPolGroup (Englisch)

Erste Schweizer Kundgebung zum Transgender Day of Remembrance (Nov. 2010)