EuroPride feiert die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, Trans- und Intersex-Menschen (LGBTI) jedes Jahr in einer anderen Stadt. Diesen Samstag, 20. Juni, findet die Kundgebung in der lettischen Haupstadt Riga statt, am Ende eines einwöchigen Festivals, das am 15. Juni begonnen hat.
Während sich die Sicherheitsbehörden laut den Organisatoren der EuroPride sehr kooperativ verhalten haben, hat die lettische Regierung darauf verzichtet, den Anlass Willkommen zu heissen. Der lettische Präsident Andris Berzins äusserte letzten Dezember gar, dass „Homosexualität nicht beworben oder aufgenötigt“ werden sollte.
„Es ist beunruhigend, das offensichtliche Unbehagen der lettischen Regierung gegenüber der EuroPride in ihrer eigenen Hauptstadt zu sehen“, sagt Lucy Freeman, Direktorin einer Unterabteilung von Amnesty International, die sich mit Geschlechts- und Identitätsfragen beschäftigt. „Als das Land, das derzeit die EU-Präsidentschaft inne hat, sollte Lettland ein Beispiel sein im Kampf gegen homophobe Diskriminierung.“
Es ist das erste Mal, dass die EuroPride in einem Land der früheren Sowjetunion abgehalten wird, ein Zeichen für die grossen Fortschritte, die Lettland in Bezug auf LGBTI-Rechte gemacht hat. Noch 2005 wurde mit Gewalt und offener Feindseligkeit auf eine nationale Pride-Demonstration reagiert: 70 Aktivisten sahen sich mehr als 1000 Gegendemonstranten gegenüber, die Tränengas versprühten und mit Eiern warfen.
Trotz Fortschritten bleiben homophobe Attacken eine konstante Gefahr in vielen früheren Staaten der Sowjetunion. Am 6. Juni wurde die Kiev-Pride in der Ukraine heftig attackiert, was zu zehn verletzten Aktivisten und elf verletzten Polizisten führte. Amnesty International hielt fest, dass die Polizei den Marsch nicht angemessen schützte.
Lediglich fünf frühere Sowjetstaaten haben Gesetze erlassen, um die berufliche Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung zu verbieten – nur gerade drei, Georgien, Litauen und Estland, verfügen über Gesetze gegen Hassverbrechen, die aufgrund von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität passieren. In Usbekistan und Turkmenistan existiert gar noch immer ein Gesetz, dass Sex zwischen erwachsenen Männern kriminalisiert.
Amnesty-Aktivisten aus aller Welt werden sich am Samstag der Kundgebung in Lettland anschliessen. „Wir hoffen, dass die EuroPride eine klare Botschaft an die anderen ehemaligen Sowjetstaaten schickt: Dass Fortschritt möglich ist und tiefsitzende Diskriminierung ausgerottet und durch Toleranz ersetzt werden kann“, sagt Lucy Freeman.