Sambia: 14 Jahre Gefängnis wegen Homosexualität – Urgent Actions zur Freilassung von Phil Mubiana (22) und James Mwansa (22)

update 25.02.2014, AIDS-Aktivist Paul Kasonkomona freigesprochen.
76-crimes: Acquittal for opponent of anti-gay laws (Englisch).

update 21.02.2014, Amnesty News: End state-sponsored persecution (Aufruf, Englisch).

Bitte Brief schreiben und einsenden Musterbrief unten / Urgent Action Amnesty Schweiz
(Anleitung, UA 124/13-1, AFR 63/100/2014, Englisch und Musterbrief)

James Mwape (links) und Philip Mubiana (rechts), angeklagt wegen einer sexuellen Beziehung „entgegen der natürlichen Ordnung“, drohen 14 Jahre Gefängnis.

In Sambia werden zwei junge Männer aus dem Dorf Ndeke, im Distrikt Kapiri Mposhi, in der Zentralprovinz Sambias, nördlich der Hauptstadt Lusaka, unter dem Vorwurf, „entgegen der natürlichen Ordnung“ eine sexuelle Beziehung unterhalten zu haben, siet Mai letzten Jahres festgehalten. Die Freilassung gegen Kaution wurde ihnen verweigert. Nun ist der Prozess auf den 25. Februar festgesetzt worden. Es drohnen ihnen 14 Jahre Gefängnis. Die Männer mussten gegen ihren Willen Untersuchungen im Analbereich über sich ergehen lassen.

“Die Festnahme dieser Männer ausschliesslich wegen ihrer vermuteten Sexuelle Orientierung trägt zur Diskriminierung bei und verletzt deren Grundrecht auf ein Privatleben.” – Simeon Mawanza, Amnesty International Researcher
(“The arrest of the two men solely for their real or perceived sexual orientation amounts to discrimination and it is in violation of their rights to freedom of conscience, expression, and privacy”).

Seit April 2013 läuft eine schwere Welle der Homophobie in Sambia. So wurden Bürger aufgefordert, „verdächtige Homosexuelle“ zu melden. Am 8 April 2013 wurde der AIDS-Aktivist Paul Kasonkomona festgenommen, weil er im Fernsehen für die Rechte von LGBTI eintrat, was er ausdrücklich im Interesse der HIV-Prävention tat.

Amnesty International: Länderbericht Sambia 2008 und 2007.

Colin Stewart von 76Crimes:
Zambia’s growing intolerance towards LGBTI persons.

Verschiebung des Prozesses = Verlängerung der unwürdigen Haft (Sep 2013)
Urgent Actions für Freilassung von Phil Mubiana (21) und James Mwansa (21) (Mai 2013)
AIDS-Aktivist und zwei junge Schwule verhaftet – Freilassung gefordert (Mai 2013)

Kamerun/Deutschland: Menschenrechtspreis für Alice Nkom, Pionierin (Nov2013/März2014)
Elfenbeinküste: Aktivist_innen verstecken sich nach Hetzjagd und Überfällen (Jan 2014)
Tunesien: Neue Verfassung mit Gleichberechtigung für Frauen – Hoffnung für LGBTI? (Jan 2014)
Afrika: Homophobie – Leben für die Liebe, Sterben für den Hass (Jan 2014)
Nigeria: Drakonische Gesetzgebung begünstigt brutale Hatz auf Homosexuelle (Jan 2014).
Nigeria: Halt homophobic witch-hunt under oppressive new law (Englisch, Jan 2014).
Afrika: IGLHRC publiziert Afrika Perspectives (Jan 2014)
Afrika: ILGA Panafrika-Konferenz in Nairobi (Dez 2013)
Uganda: URGENT Dramatische Verschärfung des Gesetzes gegen Homosexuelle (bis 31. Jan. 2014)
Ruanda: If the Sea could talk – Modekollektion mit Stacheldraht von Dady de Maximo (Sep 2013)
Afrika: Briefaktionen gegen Homophobie in Kenia, Kamerun und Südafrika (Sep-Dez 2013)
Afrika: Wenn Liebe zum Verbrechen wird – Wachsende Homophobie (Juni 2013)

Aktionsinformationen
und Musterbrief

 

Sambia: Männer unter Vorwurf der Homosexualität inhaftiert – es drohen 14 Jahre Gefägnis, UA: 124/13-1 Index: AFR 63/100/2014, 7. Februar 2014.

In Sambia stehen zwei junge Männer vor Gericht, weil sie „entgegen der natürlichen Ordnung“ eine sexuelle Beziehung unterhalten haben sollen. Die Urteilsverkündung wird für den 25. Februar erwartet. Falls sie schuldig gesprochen werden, drohen ihnen Haftstrafen von mindestens 14 Jahren.

Phil Mubiana und James Mwansa, beide inzwischen 22 Jahre alt.

Am 6. Mai 2013 nahmen Polizeikräfte die beiden damals 21-Jährigen Philip Mubiana und James Mwape in der Ortschaft Ndeke im Bezirk Kapiri Mposhi der sambischen Zentralprovinz fest. Es war das zweite Mal, dass Philip Mubiana und James Mwape unter dem Vorwurf der Homosexualität inhaftiert wurden. Homosexualität stellt im sambischen Strafgesetzbuch eine Straftat dar. Die erste Festnahme der beiden Männer erfolgte am 25. April 2013. Damals wurden sie bis zum 2. Mai in der Polizeistation von Kapiri Mposhi festgehalten und dann gegen Kaution freigelassen. Beide Männer weisen die Anklagen von sich. Das Gericht wird voraussichtlich am 25. Februar das Urteil verkünden.

Seit ihrer zweiten Festnahme mussten beide Männer sich Untersuchungen im Analbereich unterziehen, die von staatlichen Ärzten ohne ihre Einwilligung vorgenommen wurden. Die beiden werden derzeit im Untersuchungsgefängnis Mpima in Kabwe, der Hauptstadt der Zentralprovinz, festgehalten. Zuletzt sind sie am 24. Januar vor Gericht erschienen. Ihnen wird vorgeworfen, unter Verstoss gegen Abschnitt 155 des sambischen Strafgesetzbuches „entgegen der natürlichen Ordnung“ eine sexuelle Beziehung unterhalten zu haben. Am 24. Januar machte auch der letzte Belastungszeuge seine Aussage. Philip Mubiana und James Mwape plädieren auf „nicht schuldig“. Sie befinden sich seit nunmehr neun Monaten in Haft. Berichten zufolge leiden sie unter den Umständen und Belastungen der Haft.

Gegen den Willen der Betroffenen durchgeführte Untersuchungen im Analbereich verstossen gegen das im Völkerrecht festgeschriebene absolute Verbot der Folter und anderer grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlungen oder Strafen. Derartige Untersuchungen sind als schwere Verletzung der Privatsphäre und als Misshandlung zu betrachten, sie sind äusserst erniedrigend und werden aus Gründen der Diskriminierung vorgenommen. Darüber hinaus kann anhand forensischer analer Untersuchungen in keiner Weise nachgewiesen werden, ob einvernehmlicher Analsex stattgefunden hat.

Zum Schutz der Betroffenen sollten in Aktionen zu diesem Fall keine Andeutungen oder Anmerkungen zu der sexuellen Orientierung der beiden Männer gemacht werden.

TOPUrgent Action SambiaHintergrund – Empfohlene AktionenMusterbrief

Hintergrundsinformationen

Gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen werden im sambischen Strafgesetzbuch unter Strafe gestellt, und auch in der Gesellschaft herrscht eine stark homophobe Einstellung. Der Inhaftierung von Phil Mubiana und James Mwansa ging einige Wochen die Festnahme eines Menschenrechtsverteidigers in der Hauptsadt Lusaka voraus, nachdem dieser sich im Fernsehen für Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen stark gemacht hatte. Der Menschenrechtler befindet sich derzeit gegen Kaution wieder auf freiem Fuss.

TOPUrgent Action SambiaHintergrundEmpfohlene Aktionen – Musterbrief

Empfohlene Aktionen

Schreibt bitte e-mails, Faxe oder Luftpostbriefe mit folgenden Forderungen (SOFORT, aber nicht später als am 25. Februar 2014):

  • Es bereitet mir grosse Sorge, dass gegen Philip Mubiana und James Mwape ein Gerichtsverfahren eingeleitet wurde und sie wegen angeblicher einvernehmlicher sexueller Handlungen unter Anklage stehen. Allein die Anschuldigung stellt eine Diskriminierung dar und verstösst gegen ihre Rechte auf freie Meinungsäusserung und Privatsphäre.
  • Ich fordere Sie eindringlich auf, die beiden Männer umgehend und bedingungslos freizulassen.
  • Leiten Sie bitte Untersuchungen der Vorwürfe ein, staatliche Ärzte hätten die beiden Männer gegen ihren Willen im Analbereich untersucht und sich damit der Folter und anderweitigen Misshandlung der beiden Männer schuldig gemacht, und stellen Sie die Verantwortlichen gegebenenfalls vor Gericht.

Please send appeals immediately:

  • Expressing concern that Phil Mubiana and James Mwansa were arrested on the grounds of real or perceived sexual orientation, which is discriminatory and violates their rights to freedom of expression and privacy;
  • Calling on the authorities to release the two men immediately and unconditionally;
  • Urging them to end arrest and harassment of people based on real or perceived sexual orientation.

TOPUrgent Action SambiaHintergrundEmpfohlene AktionenMusterbrief

Your Excellency,

It is with deep concern that I have read about the detention of Phil Mubiana and James Mwansa. These two 22-year old men were arrested in the village of Ndeke (in Kapiri Mposhi) on May 6 2013 on the grounds of perceived sexual orientation and have been denied bail. I believe they are currently being held at Mpima Remand Prison in Kabwe.

May I point out that the arrest of anyone for their real or perceived sexual orientation amounts to discrimination and is a violation of the rights to freedom of conscience, expression and privacy. Laws criminalizing homosexuality and gender identity criminalize the legitimate exercise of these rights, which are protected in treaties ratified by Zambia, including the International Covenant on Civil and Political Rights and the African Charter on Human and Peoples’ Rights. Therefore, I call for the immediate and unconditional release of these two men.

In addition, I ask you to end arrest and harassment of people based on real or perceived sexual orientation..

In the light of the above facts, I trust that you will take prompt action to ensure the immediate release of both Phil Mubiana and James Mwansa. Thank you.

Yours very sincerely,

Adressen:
Präsident
HE Mr Michael Sata
Office of the President
PO Box 30208
Lusaka
SAMBIA
Fax: (00 260) 211 252545
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
Briefporto: Fr. 1.90 bis 20 Gramm.

Generalstaatsanwalt
Mr Mumba Malila
Ministry of Justice
PO Box 50106
Fairley Road, Ridgeway
Lusaka
SAMBIA
E-Mail: mumbamalila@yahoo.com
(Anrede: Dear Attorney / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)

Kopien:

Ambassade de la République de Zambie,
Avenue de Tourville 18,
F – 75007 Paris.
Fax: 0033 1 56 88 03 50
E-mail : zambiansparis@wanadoo.fr

Botschaft der Republik Sambia
S. E. Herrn Bwalya Stanley Kasonde Chiti
Axel-Springer-Strasse 54a
D – 10117 Berlin.
Fax: 0049 30 20 62 94 19
E-Mail: info@zambiaembassy.de

Unterstützende Solidaritätsschreiben an die Gefangenen:

Philip Mubiana und James Mwape
Zambia Prisons Service
Mpima Prison
P.O Box 80022 Kabwe
SAMBIA
Briefporto: Fr. 1.90 bis 20 Gramm.

Bitte halten Sie Ihre Schreiben sehr kurz, z.B. in Form einer Karte mit den Worten „In Solidarity“ und Ihrer Unterschrift. Macht keine Andeutungen oder Anmerkungen zu der sexuellen Orientierung.