Dezember 2013 bis November 2014

Queeramnesty Schweiz begab sich im vergangenen Jahr mit dem Länderschwerpunkt Belarus und vielen Aktionen auf eine wundersame Reise. Die Flüchtlingsarbeit war auch 2014 ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit  und dazu war die Veröffentlichung der neuen Informationsbroschüre ein weiteres Highlight.

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AKTIONEN

Vortrag und Diskussion zu „Neue Homophobien“

Veranstaltung der Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich

Mit einem Inputvortrag von Nina Degele, Sozialwissenschaftlerin aus Freiburg, über aktuelle Forschungen in den Gender/Queer-Studies sowie von Tobias Simon Mäder von Queeramnesty Schweiz über den politischen Kampf gegen Homophobie.

Diskriminierung und unmenschliche Behandlung von Trans*

Amnesty veröffentlicht einen umfangreichen Report zur Situation von Trans* in Europa. Dieser kommt zum Ergebnis, dass ihre Rechte vielfach missachtet und verletzt werden; z.B. wenn sie gezwungen werden, schwere medizinische Eingriffe über sich ergehen zu lassen, um Namen und Geschlecht ändern zu können.

„My Body, My Rights”

Amnesty lanciert die weltweite Kampagne „My Body, My Rights“, welche sich für die sexuellen und reproduktiven Rechte einsetzt.Jeder Mensch hat das Recht frei und selbstbestimmt die eigene Sexualität leben zu können, keine sexuelle Gewalt erleiden zu müssen und Zugang zu Gesundheitsversorgung und Beratung im Bereich von Sexualität, Schwangerschaft und Geburt zu haben.

Gerechtigkeit für Ihar Tsikhanyuk

Mit einer Petition setzten wir uns für den LGBTI-Aktivisten Ihar ein, welcher im Februar des vergangenen Jahres von der weissrussischen Polizei aus einem Spital geholt und beim anschliessenden Verhör zusammengeschlagen, bedroht und beschimpft wurde. Ihar will seine sexuelle Orientierung nicht verstecken, er will offen leben und den Leuten zeigen, dass ein offenes Leben möglich ist.

IDAHOT (International Day Against Homo- and Transphobia)

 Unter dem Motto “Ehe für alle” fand in Bern die diesjährige Kundgebung zum “Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie” statt. Wir waren mit  einem Stand vertreten und haben fleissig Unterschriften für die Petitionen zu Belarus, Bulgarien und Kamerun gesammelt und Passant_innen über unsere Tätigkeit informiert.

Podiumsdiskussion „Belarus: Wunder & Wahnsinn“

Präsident Lukaschenko regiert sein Land diktatorisch, Oppositionelle werden mundtot gemacht, die Pressefreiheit wird beschnitten, die Wirtschaft gegängelt. Herr Lukaschenko ist “lieber Diktator als schwul”. – Wie lebt es sich in Minsk als schwuler Mann oder lesbische Frau? Zwei Aktivisten von Gay Alliance aus Minsk berichteten über ihre Arbeit.

Zürich Pride – Stand, Parade, Fotoaktion, Party

Unser Maskottchen und ständiger Begleiter war “Shura” der Wisent. Treu hatte er am Demonstrationsumzug die Tramschienen überwunden und für unsere Fotoaktion am Pridefestival immer brav stillgehalten. Er steht für die Freiheit und den Schutz, welche die weissrussische Regierung ihm bietet und welche wir zu gern auch für unsere queeren Freund_innen erleben würden.

An unserem Stand konnten wir fast tausend Unterschriften für die Petitionen zu Kamerun, Bulgarien und Weissrussland sammeln und unzählige Menschen für unsere Solidaritäts-Fotoaktion für die Gay Alliance in Minsk begeistern.

„God loves Uganda“ – Film, Diskussion und Musik

Im Rahmen des Welthumansitentages in Zürich wurde der Film „God Loves Uganda“ gezeigt. Anschliessend gab es eine Diskussion zur Entwicklungshilfe aus  humanistischer Sicht – mit Vertretern von Queeramnesty.

Petitionen zu Gambia, Indonesien, Mazedonien

Im Gambia kommt es zu einer Gesetzesverschärfung, die Homosexualität mit lebenslanger Haft ahndet. Im Mazedonien diskrimiert ein neuer Verfassungsartikel homosexuelle Paare. In der indonesischen Provinz Aceh wurde ein Scharia-Gesetz verabschiedet, das gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen mit Stockschlägen bestraft. Queeramnesty sammelte Unterschriften gegen diese staatlichen Vorhaben.

DIE GRUPPE

Das Jahr 2014 stand auch im Zeichen der Reorganisation. An zwei Wochenenden, im Frühling und Herbst, setzten wir die thematischen Schwerpunkte, verteilten die Verantwortlichkeiten und besprachen unsere Finanzen. Im Herbst durften wir zudem Manh und Meret im Leitungsteam begrüssen. Es freut uns zudem sehr, dass wir auf einen starken Unterstützer_innenkreis und viele freiwillige Aktivist_innen zählen können.

Neue Gruppenleitung

Im Herbst durften wir Manh und Meret im Leitungsteam begrüssen.

Meret

Ich bin 26, studiere European Studies und bin seit Oktober 2014 zusammen mit Tobias und Manh in der Gruppenleitung von Queeramnesty Schweiz. Ich bin für die Kommunikation zuständig und zusammen mit Manh in der Gruppe International mit dem diesjährigen Schwerpunkt Türkei. Als Teil des Trios nehme ich an diversen Amnesty Sitzungen im In- und Ausland teil, vernetze mich mit anderen LGBTI Organisationen, gestalte und koordiniere diverse Sitzungen, Projekte und Aktionen. Meine Motivation für diese Arbeit ist: Ein Engagement für die Gesellschaft, für mehr Menschlichkeit und Solidarität zu leisten, sowie sich für die weltweite Verankerung der Menschenrechte für alle Menschen einzusetzen.

Manh

Ich habe 25 Jahre hinter mir, studiere im Master Weltgesellschaft und Weltpolitik, wobei ich das praktische Arbeiten stets bevorzuge. Wie Meret bin ich seit Oktober 2014 in der Gruppenleitung. Mein Verantwortungsressort ist das Internationale. Das bedeutet, dass ich die Arbeitsgruppe International leite, in anderen Fachgruppen mitwirke, internationale Reisen und Veranstaltungen (mit)organisiere und versuche QAI international zu vernetzen. Die restlichen Aufgabenbereiche wurden durch Meret bereits genannt. Meine Motivation in der Gruppenleitung mitzuwirken lassen sich durch folgende Stichworte beschreiben: Liebe, Menschlichkeit, Menschenrechte, eine noch gesunde Portion Gerechtigkeitssinn, kritisches Bewusstsein und den damit einhergehenden Drang den relativen Lauf der Dinge beeinflussen zu können.

Webseite

Unser Webteam gestaltete im Frühling die Homepage von Queeramnesty neu. Gleichzeitig wurden zahlreiche neue Funktionen eingeführt. Zum Beispiel eine interaktive Weltkarte oder Online-Petitionen.

Generalversammlung

Am Wochenende vom 3. und 4. Mai fand in Bern Amnesty Internationals Generalversammlung (GV) statt. Die Teilnehmenden der GV 2014 setzten an diesem Wochenende mit der Annahme der Resolutionen zur Unterstützung der Wallispride und der Revolution zur Anerkennung der sexuellen Orientierung bzw. Geschlechtsidentität als spezifischen Fluchtgrund ein starkes Zeichen für LGBTI in der Schweizer Sektion von Amnesty.

Bundestreffen

22 Aktivist_innen aus Deutschland und der Schweiz haben sich in Köln zum jährlichen Bundestreffen zusammengefunden, um sich auszutauschen und zu vernetzen.

Ein Highlight war der Besuch von AI-Deutschland Generalsekretärin Selmin Çaliskan und Susanne Baldin vom Vorstand. Selmin informierte uns über die aktuellen Vorstösse von LGBTI-Themen auf der Ebene des internationalen Sekretariats und der europäischen Sektionen.

FLÜCHTLINGSARBEIT

Uganda, Gambia, Äthiopien, Nigeria, Marokko, Pakistan, Mongolei, Tansania, Georgien, Jamaika, Kenia… aus diesen Ländern sind die 11 LGBT-Asylsuchenden geflüchtet, die im 2014 erstmals von uns unterstützt wurden. Weiterhin unterstützt wurden natürlich auch diejenigen, die bereits vor 2014 mit uns in Kontakt standen und weiterhin Begleitung wünschten.

Unter ihnen gibt es aber auch zwei positive Fälle: einer hat nach Jahren des Wartens ein F, also eine vorläufige Aufnahme in der Schweiz, erhalten. Obwohl dies kein gesichertes Aufenthaltsrecht bedeutet, erlaubt es ihm immerhin in gewissen Branchen zu arbeiten und sich aus den prekären Verhältnissen lösen zu können. Ein anderer Mann hatte noch mehr Glück: Er wurde als Flüchtling anerkannt. Alle weiteren sind noch immer im Verfahren und versuchen das Beste aus der unsicheren Situation zu machen.

Die rund 16 aktiven Betreuer_innen und das koordinierende Dreierteam haben nebst der persönlichen Unterstützung auch mit diversen Anlässen dazu beigetragen, den zermürbenden Alltag  der Asylsuchenden zu durchbrechen: Deutschunterricht, Yogastunden, Kleiderbörse, Wanderungen, gemeinsame Abendessen und natürlich die Teilnahme am Zürich Pride Festival sind nur einige davon.

Auch dieses Jahr berieten wir telefonisch und per E-Mail Asylsuchende und Fachpersonen sowie Privatpersonen in der Schweiz und im Ausland. Zur Unterstützung dieser Beratungsarbeit haben wir eine Informationsbroschüre publiziert:„Fluchtgrund: sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität“. Die Informationsbroschüre wurde an über 1000 Organisationen und Fachpersonen im Bereich LGBTI oder Asyl in der Schweiz verschickt. Zudem wurden bis jetzt über 350 Broschüren über unsere Website bestellt. Die Broschüre wird bald auch in französischer Sprache zur Verfügung stehen.  Wir sind überzeugt mit dieser Broschüre einen wichtigen Beitrag dazu zu leisten, Menschen, die im Asylwesen arbeiten für die spezifische Situation von LGBTI-Asylsuchenden zu sensibilisieren.

Um die Thematik weiter ins Bewusstsein der Schweizer Bevölkerung zu rücken, leisteten wir auch dieses Jahr immer wieder Medienarbeit. So gab es Beispielsweise Berichte in der Nachrichtensendung 10vor10, der Wochenzeitung und dem Migrosmagazin.

Über 500 Unterstützer_innen und rund 40 Aktivist_innen machten die Arbeit vom Queeramnesty 2014 möglich. 

HERZLICHEN DANK FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG!