Afrika: Briefaktionen gegen Homophobie in Kenia, Kamerun und Südafrika

Making Love a Crime – Titelblatt des Amnesty Reports.

Die Homophobie auf dem afrikanischen Kontinent südlich der Sahara hat ein gefährliches Ausmass erreicht: Zu diesem Schluss kommt Amnesty International in einem umfassenden Bericht zur Lage von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, TrFmanansgender und Intersexuellen (LGBTI) in den Ländern des südlichen Afrika.

Der 128-Seiten-Report untersucht sowohl die Gesetzeslage wie auch die Auswirkungen auf den Alltag von LGBTI.

«Schon das Vorhandensein von Gesetzen, die gleichgeschlechtliche Liebe unter Strafe stellen, sendet eine verheerende Botschaft an die Gesellschaft.»

Alles zum Amnesty Report: Wenn Liebe zum Verbrechen wird – Wachsende Homophobie im südlichen Afrika (Juni 2013)

Unsere Partnergruppe in Deutschland hat nun zu ausgewählten Ländern Briefaktionen vorbereitet. Bitte Briefe herunterladen, ausdrucken, Unterschriten sammeln und einsenden bis Dezember 2013:

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Mehr zu den Ländern der aktuellen Aktionen:

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Liebe Verboten – Kriminalisierung von LGBTI in Afrika

In 38 afrikanischen Ländern stehen gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen bzw. Beziehungen unter Strafe. In Mauretanien, Sudan, Nordnigeria und Südsomalia droht Homosexuellen sogar die Todesstrafe. Seit einiger Zeit gibt es in einigen afrikanischen Ländern die Tendenz zu einer stärkeren Kriminalisierung von LGBTI (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender-Personen). So haben Südsudan im Jahr 2008 und Burundi 2009 erstmals Verbote von gleichgeschlechtlichen sexuellen Handlungen eingeführt. In Uganda und Nigeria gibt es seit 2009 bzw. 2008 immer wieder parlamentarische Versuche, eine Verschärfung bereits bestehender gesetzlicher Verbote durchzusetzen.

Dabei sind LGBTI-Personen bereits jetzt tagtäglich Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. Sie werden immer wieder willkürlich verhaftet und angeklagt, weil jemand vermutet, dass sie homosexuell sein könnten. Von der Polizei werden sie misshandelt, ausspioniert und von ihrer Familie verstossen. Von den Medien bekannt gemacht und als mutmassliche Homosexuelle denunziert, werden sie zur Zielscheibe für Übergriffe. Vergewaltigungen von Frauen, um sie von ihrer Homosexualität zu kurieren und Schikane sind keine Seltenheit. Dabei fühlen sich die TäterInnen umso mehr legitimiert, je öfter über eine Verschärfung bestehender Verbote diskutiert wird und führende PolitikerInnen und ReligionsvertreterInnen Homosexualität als unmoralisches, krankhaftes Verhalten darstellen.

Sowohl der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte als auch der Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte schliessen ein Verbot von Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung ein. Menschenrechte sind universell für alle Menschen unterschiedslos gültig.

Kenia

Das kenianische Strafgesetzbuch verbietet gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen zwischen Männern und belegt diese mit Haftstrafen von bis zu 14 Jahren. In der 2010 verabschiedeten neuen Verfassung wird Diskriminierung jeglicher Art durch die umfassende Bill of Rights verboten, die Verfassung schliesst jedoch gleichgeschlechtliche Ehen aus. LGBT-Personen werden in Kenia für gewöhnlich nicht unter dem „Straftatbestand“ der Homosexualität verhaftet, sondern unter vorgeschobenen Gründen wie betteln oder herumlungern. Z.T. wird Ihnen eine Anklage wegen gleichgeschlechtlichen sexuellen Handlungen angedroht, um Schmiergeld zu erpressen.

Obwohl der Oberste kenianische Richter, Dr. Willy Mutunga 2011 äusserte, dass LGBT-Rechte Menschenrechte seien, wurden Forderungen vom Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen, Homosexuelle zu entkriminalisieren von der kenianischen Regierung mit der Begründung abgewiesen, dass Homosexualität in der kenianischen Kultur nicht akzeptiert wird. LGBT-Personen wird oftmals unterstellt, dass sie vom Westen „rekrutiert“ und finanziert werden. LGBT-AktivistInnen werden auch von einem grossen Teil der Gesellschaft sowie christlichen und muslimischen Vereinigungen öffentlich diskriminiert, angegriffen und mit dem Tode bedroht. In einigen Städten, wie Malindi mussten Gesundheitszentren, die auch LGBT Personen halfen, durch erhöhten öffentlichen Druck schliessen.

Brief mit der Forderung Homophobie zu beenden an:
Seine Exzellenz Dr. John O. Kakonge, Botschafter und Ständiger Vertreter Kenyas in Genf

Mehr zu Kenia:
Afrika: aktuell 21.02.2014: SRF, Echo der Zeit:
Homophobie in Afrika: «Mama, ich bin homosexuell» mit Binya-vanga Wai-naina, Autor
Amnesty International: Länderbericht Kenia 2013 und 2012 und 2011.
In Zürich getroffen: Rhoda Awino von „Minority Women in Action“ (Okt 2012)
Queeramnesty DE: Interview mit Akinyi Margareta Ocholla (publiziert Aug 2013)

Kamerun

Seit etwa 2005 werden in Kamerun Personen aufgrund ihrer vermeintlichen oder tatsächlichen sexuellen Orientierung zunehmend Opfer von willkürlichen Verhaftungen, Inhaftierungen und anderen Formen von Menschenrechtsverletzungen. Laut Strafgesetzbuch sind lediglich gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen verboten. In der Praxis wird das Gesetz jedoch wesentlich weiter ausgelegt. So werden die meisten Betroffenen allein aufgrund ihrer vermuteten sexuellen Orientierung verfolgt, angeklagt und verurteilt. In kaum einem Fall gibt es Zeugenaussagen über mutmassliche gleichgeschlechtliche Handlungen.

Regierungsvertreter Kameruns und staatliche Sicherheitskräfte befürworten öffentlich, gezielt gegen Einzelpersonen oder Gruppen von Menschen vorzugehen, die sich für die Rechte von LGBT-Personen engagieren und sie zu attackieren.

Brief mit der Forderung nach bedingungsloser Freilassung aller auf Grund von Abschnitt 347a StGB inhaftierten Personen an:
Seine Exzellenz M. Paul Biya, Präsident Kameruns

Mehr zu Kamerun:
Amnesty International: Länderbericht Kamerun 2013 und 2012 und 2011.
Unterstützt Kamerun homophobe und transphpobe Gewalt, fragt Neela Ghoshal:
HRW: Does Cameroon Support Violence Against LGBTI People? (Sep 2013)
Rev. Canon Albert Ogle beklagt sich über mangelnde internationale Empörung: Too little international outcry when LGBT champions are killed (Sep 2013)
Spiegel: Eric Ohena Lembembe – Schwulenrechtsaktivist gefoltert und ermordet (siehe auch: HRW (Englisch) und queer.de (Deutsch)) (Jul 2013)
Franky und Jonas nach Angriff durch Mob am 24.3.2013 erneut für drei Tage festgenommen. Interview nach der Freilassung der beiden Hairdresser:
‘Nous vivons dans une insécurité totale’ (Französisch, auch: Englisch) (März 2013)
Aufruf Straflosigkeit für MR-Verbrechen zu beenden. Amnesty News: End impunity for grave human rights violations (Englisch, AFR 17/001/2013, Report, 80 pages, sowie Video, 3:13) (Jan 2013)
Freispruch vor Obergericht – von Lynchjustiz überschattet (Jan 2013)
Wir sind in erzürnt (Sep – Dez 2012, laufend aktualisiert)
Appell: Kriminalisierung Homosexueller Beziehungen überwinden (März 2012)
Zehn als Lesben verdächtigte Frauen in Ambam festgenommen (Feb 2012)
Berlin: Mahnwache für Roger Mbede (Feb 2012)
Kampf für die Rechte von Lesben und Schwulen – von Eva Range (Feb 2011).
Vier Studenten in Kumba (Südwest-Region) festgenommen (Jan 2011).
Kurzdossier Homosexualiät – Besorgnis um die Gesundheit Inhaftierter (Jan 2011).
Kurzdossier Homosexualiät in Kamerun (PDF, 3 S., 106 kB)
Samstag, 10. Dezember 13 Uhr, Hirschenplatz: Unterschriften sammeln (Dez 2011).
Briefmarathon für Jean-Claude Roger Mbede – Anwältin behindert und bedroht (Dez 2011)
Erschreckende Zunahme von homophober Verfolgung – Zwei Männer zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt – Sofortige Freiassung gefordert (Nov 2011)
Kamerun: Muss endlich die homophoben Gesetze und deren Anwendung stoppen (Sep 2011).
Freilassung zweier junger Männer verlangt (Aug 2011).
Jean-Claude Roger Mbede aufgrund eines SMS für drei Jahre im Gefängis (Mai 2011).

Südafrika

Von Juni bis November 2012 wurden in Südafrika mindestens sieben LGBT-Personen getötet, obwohl Südafrika zu den Pionieren beim gesetzlichen Schutz der Rechte von LGBT gehört. Südafrika war das erste Land der Welt, das 1996 Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung verbot und 2006 die gleichgeschlechtliche Ehe einführte. Dennoch scheint ein grosser Teil der Gesellschaft diese progressive Gesetzgebung nicht nachvollzogen zu haben. Denn in kaum einem anderen afrikanischen Land gibt es so viele physische Übergriffe auf mutmassliche LGBT-Personen, die z.T. mit dem Tod enden. 80% der SüdafrikanerInnen lehnen Homosexualität ab und zwei Drittel würden die Verfassung diesbezüglich ändern.

Noxolo Nogwaza wurde in den frühen Morgenstunden des 24. April 2011 auf ihrem Nachhauseweg getötet. Sie war mit Freunden ausgegangen. Der oder die Angreifer vergewaltigten die 24-Jährige, schlugen sie mehrmals auf sie ein – allem Anschein nach, weil sie lesbisch war. Dann warfen sie ihre Leiche in einen Graben. Zwei Jahre nach ihrem Tod sind bei den Ermittlungen keine Fortschritte zu verzeichnen und ihr(e) Angreifer befinden sich noch auf freiem Fuss.

Brief mit der Forderung, das Hassverbrechen an der LGBTI-Aktivisitin Noxolo Nogwaza aufzuklären und speziell in diesem Fall die Angehörigen über die Fortschritte der Ermittlung zu informieren an:
den Polizeichef von Tsakane, Colonel Petros Shilane

Mehr zu Südafrika:
Amnesty International: Länderbericht Südafrika 2013 und 2012 und 2011.
Amnesty Schweiz: Länderseite Südafrika, laufend aktualisiert
Fotografin und visuelle Aktivistin Zanele Muholi am Pink Apple (April/Mai 2013)
Hassmord an Aktivistin: Weitere Aktionen und Solidarität (Mrz-Mai 2013)
Die Internationale Konferenz für Menschrechte, sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identät wird von Norwegen und Südafrika gemeinsam durchgeführt (April 2013)
Two years on, no justice for hate crime in South Africa (Amnesty Life Wire, April 2013)
LGBTI-Aktivistin Noxolo Nogwaza ermordet – Ermittlungen kommen nicht voran (Juni 2012)
NZZ, 18.02.2013: Afrikanische Kuenstlerinnen erobern ihren Platz.
NZZ, 11.05.2013: Katholisch, afrikanisch, schwul – Pfarrer Russell Pollitt.

Uganda

In Uganda greifen Medien, Gesellschaft und Politik beim Vorgehen gegen LGBTI-AktivistInnen ineinander: 2009 veröffentlichten ugandische Zeitungen Bilder von „100 Top-Homos“ mit Namen und Adressen und dem Aufruf, sie zu hängen. Diese Verletzung des Persönlichkeitsrechts wurde anschliessend gerichtlich untersagt. Am 31. März 2013 startete die „Say No to Homosexuality Campaign“, angeführt von einigen religiösen Führern. Die Demonstration zum Auftakt fand direkt neben dem Friedhof statt, auf dem der bekannte LGBTI-Aktivist, David Kato, begraben liegt, nachdem er Anfang 2011 ermordet wurde.

Im Februar 2013 stand das Anti-Homosexualitätsgesetz zum wiederholten Male auf der parlamentarischen Agenda. Der Entwurf sieht in seiner jetzigen Form unter bestimmten Bedingungen die Todesstrafe für Homosexualität vor. LGBTI-NGOs und AktivistInnen könnten dann für die „Förderung von Homosexualität“ zu 7 Jahren Haft verurteilt werden.

Bereits nach jetzigem ugandischen Strafrecht ist Homosexualität verboten und kann mit lebenslänglich geahndet werden. Die Arbeit von MenschenrechtsaktivistInnen und Organisationen, vor allem aus dem LGBT-Bereich, ist bereits jetzt stark eingeschränkt. LGBTI-Personen und AktivistInnen werden verfolgt, verhaftet und bedroht. Das Anti-Homosexualitätsgesetz würde nicht nur die Diskriminierung von LGBT-Personen weiter forcieren, sondern auch die wichtige Arbeit von zivilgesellschaftlichen Initiativen in der HIV/AIDS-Prävention kriminalisieren.

Mshr zu Uganda:
Anti-Gay-Bill soll durchs Parlament gepeitscht werden (Nov/Dez 2012)
Spannender Abend mit Film und Diskussion in Konstanz (Nov 2012)
„Eure Unterstützung macht uns Mut“ – Interview mit Kasha Jacqueline Nabagesera (Juni 2012).

Der neue Amnesty-Bericht „Making Love a Crime“ dokumentiert die Diskriminierung und Kriminalisierung von LGBTI-Personen in den verschiedenen Ländern Afrikas und steht hier zum Download in englischer Sprache bereit.
Alles zum Amnesty Report: Wenn Liebe zum Verbrechen wird – Wachsende Homophobie im südlichen Afrika (Juni 2013)

Making Love a Crime – Criminalization of same-sex conduct in Sub-Saharan Africa. Amnesty International Report AFR 01/007/2013, 25 June 2013.

Amnesty Schweiz: Homophobie auf dem afrikanischen Kontinent südlich der Sahara.

Amnesty News:
25.06.2013: Rising levels of homophobia must be tackled (Englisch).
26.06.2013: African activists fight homophobia (Englisch, auch: Französisch, PDF).

Medien, DieStandard: Homophobie: Ein Erbe der Kolonialmächte.

Mehr zu Afrika:
Zürich/Ruanda: Rote Fabrik: Dady de Maximo Mwicira Mitali – Modeschau und Konzert (Sep 2013)
Sambia: Verschiebung des Prozesses bedeutet Verlängerung der unwürdigen Haft (Sep 2013)
Burundi: Mein Land liebt mich nicht (Juni 2013, Queeramnesty DE)
Nigeria: Nicht Sex, aber gleichgeschlechtliche Beziehungen sollen bestraft werden (Mai 2013)
Sambia: Urgent Actions für Freilassung von Phil Mubiana (21) und James Mwansa (21) (Mai 2013)
Gambia: Ernsthafte menschrechtliche Bedenken zum neuen Strafgesetzbuch (Mai 2013)
Sambia: AIDS-Aktivist und zwei junge Schwule verhaftet – Freilassung gefordert (Mai 2013)
Malawi: Justizminister suspendiert homophobe Gesetze – ein Schritt vorwärts (Nov 2012)
Algerien: Sechster Nationaler LGBT-Tag – auf der Suche nach Anerkennung (Okt 2012)
Zimbabwe: Bedrohung und Einschüchterung von LGBTI-Aktivist_innen durch die Polizei (Sep 2012)
Tansania: Gay-Aktivist und Outreach-Worker Maurice Mjomba erwürgt (Juli 2012)
Tunesien: Menschenrechtsminister Samir Dilou untergräbt Menschrechte für LGBTI (Feb+Apr 2012)
Liberia: Trotz Friedensnobelpreis weiterhin Verfolgung von LGBT- Aktivist_innen (März 2012)
Tansania: Gezielte Stigmatisierung von Schüler_innen mit HIV/AIDS in Schulen (März 2012)
Senegal: Diskriminierung – Menschenrechte im Fokus vor den Wahlen am 26. Februar (Feb 2012)
Ruanda: Homophober Überfall auf Filmemacher Dady de Maximo (Nov 2011)
Nigeria: Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe verletzt die Verfassung des Landes (Nov 2011)

Afrika: Amnesty Appell an «Afrikanische Kommission für Menschen- und Völkerrecht» (Mai 2012)

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